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Longieren & Zirkeln: Du brauchst beides für die Freiarbeit mit Deinem Pferd

Nachdem wir nun in den letzten beiden Blogbeiträgen einen kleinen Exkurs in Sachen Gymnastizierung an der Longe bzw. an der Hand gemacht haben, fragst du dich vielleicht:

Wo bleibt da die Freiarbeit?

Tatsächlich finde ich, dass das Longieren die optimale Vorbereitung auf das Zirkeln in Richtung Freiarbeit ist.

Denn wenn dein Pferd sich auf dem großen Kreis wohlfühlt und es sich ausbalanciert bewegen kann, dann fällt ihm der kleine Kreis beim Zirkeln gleich viel leichter.

Das bedeutet wiederum nicht, dass du die Freiheitsdressur nicht üben darfst, solange dein Pferd nicht perfekt läuft.

Denn „perfekt“ in Verbindung mit Lebewesen – ganz egal ob es dabei um dich als Trainer oder dein Pferd geht – gibt es nicht.

Niemand ist perfekt!

Doch es sollte unser aller Anspruch sein, unsere Pferde immer ein bisschen gesünder zu machen. Doch Muskeln und Balance werden nur trainiert, wenn du dein Pferd auch immer wieder an „Grenzen“ bringst. 

Training für Körper und Geist?

Vielleicht schauen wir uns dazu mal kurz an, wann ein Muskel anfängt zu wachsen: Denn der Muskel wächst nur dann, wenn er mit einer Belastung überfordert war. Das ist eigentlich ein Schutzmechanismus des Körpers.

Um das nächste Mal auf die Belastung vorbereitet zu sein, wächst nun also der Muskel.

Das bedeutet für uns eigentlich vor allem, dass wir versuchen sollten, möglichst viel „positive Muskelwachsimpulse“ zu trainieren.

Gestehe deinem Pferd aber trotzdem zu, sein Körpergefühl selbst zu entwickeln und erfahren und ziehe nicht dauerhaft „an ihm herum“.

Gute Impulse hängen nämlich am Ende nicht von einer bestimmten Form ab und es hilft dir und deinem Pferd wenig, wenn du es in eine bestimmte Form pressen willst (Beispiel: Kopf tief bedeutet nicht zwangsweise Rücken oben!).

Bleib dynamisch und schau und fühl genau hin, dann kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen ? 

Nun aber zurück zum Thema Longieren vs. Zirkeln.

Denn der einzige Unterschied liegt natürlich nicht nur in der Größe des Zirkels. Er liegt vor allem in der langfristigen Absicht!

Das Ziel beim Longieren ist es ja, den Körper des Pferd möglichst gymnastisch wertvoll zu trainieren.

Dazu benutze ich natürlich Impulse an der Longe (z.B. in Verbindung mit dem Stimmsignal für „Kopf tief“) und meine Peitsche um die Schulter nach oben zu bekommen oder die Hinterhand zum untertreten zu animieren.

Beim Zirkeln geht es hingegen nicht so sehr um den Körper, sondern vor allem um den Geist des Pferdes.

Wir wünschen uns  eine echte Kommunikation und versuchen jedwede Hilfsmittel – abgesehen von unserem Körper – nach und nach zu reduzieren.

Denn nur dadurch werden du und dein Pferd wirklich frei. 

Das bedeutet nicht, dass wir beim Zirkeln „mehr“ tun – wir können unsere Körpersprache sogar auf ein beinahe unsichtbares Minimum reduzieren – das Ziel ist wohl einfach ein anderes.

Deshalb müssen wir jede Hilfe, jede Geste und jedes Signal immer wieder hinterfragen, um festzustellen, ob es frei und ohne Seil noch funktionieren würde.

Und ob wir darüber hinaus eine echte Verbindung zu unserem Pferd aufgebaut haben, die es später auch frei bei uns hält. Auch wenns mal anstrengend wird!

So geht’s: Das Zirkeln

Wenn ich nun mit dem Zirkeln anfangen möchte beginne ich meistens auf der linken Hand – also mit dem Pferd an unserer rechten Seite.

Ich ändere meine Position auch gar nicht – ich begeben mich aus dem Führen nur auf eine Kreislinie.

Ist dein Pferd schon gut ausbalanciert, kannst du direkt auf einem kleineren Kreis starten, ist dein Pferd noch nicht so gut trainiert, solltest du eine größere Zirkellinie wählen.

Das Pferd soll nun auch auf der Kreislinie seine „Wohlfühl-Position“ halten: Mit dem Kopf leicht vor meiner Schulter, seiner Schulter aber auf jeden Fall hinter meiner Schulter.

Wenn du diese Position beim Führen schon intensiv geübt hast, wird dein Pferd schnell verstehen, dass diese Regeln einfach auch weiterhin gelten.

Setze nun deinen Körper ganz gezielt ein – gerne auch in Verbindung mit deinen Stimmsignalen.

Achte darauf, möglichst nicht am Seil zu ziehen, denn das möchten wir in Zukunft ja gerne weg lassen.

Lasse dein Pferd aber am besten nicht von Anfang an frei: Denn es muss ja erst lernen auf deine Signale so zu reagieren, wie du es dir von ihm wünschst.

Wenn es dabei die Erfahrung sammelt, dass es einfach weg laufen kann, um sich der Situation zu entziehen, wird der Weg zur Freiarbeit nur länger und steiniger.

Denn der Impuls wegzulaufen wird viel seltener auftauchen, wenn dein Pferd erst einmal (auch mit Hilfe des Seils) verstanden hat, was du dir von ihm wünschst.

Das bedeutet nun, dass du genau darauf aufpasst, wohin deine Schuhspitzen und deine Schultern zeigen.

Du möchtest einfach nur, dass dein Pferd einen Kreis läuft?

Dann achte darauf, dass deine innere Schulter immer ein bisschen weiter hinten ist als die äußere.

Drehst du dich nämlich in Richtung deines Pferdes, machst du ihm optisch „die Tür zu“ und bedeutest ihm so, langsamer zu werden oder sogar stehen zu bleiben.

Auch deine Fußspitzen sollten immer in die Richtung zeigen, in die dein Pferd sich bewegen soll. Achte auch darauf, mit der richtigen Energie auf dein Pferd zu zu gehen.

Dein Pferd soll schneller werden?

Gib das Stimmkommando zum Antraben und bringe gleichzeitig Spannung in deinen Körper. Atme ein, richte dich auf und mache ggf. noch ein „Trabschrittchen“.

Mache aber nicht zu viel – denn zu viel Präsenz und Spannung sorgen oft dafür, dass du dein Pferd von dir weg schickst – denn dazu richtest du dich ebenfalls auf, bewegst dich aber zusätzlich auf dein Pferd zu und schickst auch mit deinen Augen die Vor- oder Hinterhand oder das ganze Pferd von dir weg.

Du möchtest nun wieder durchparieren?

Nimm die Spannung aus deinem Körper, gib das Stimmsignal und atme aus.

Du kannst nun auch deine innere Schulter nach vorne holen und deinem Pferd so optisch die Tür zu machen.

Möchtest du es auch noch zu dir herholen, machst du dich außerdem ein bisschen klein und gehst ein paar Schritt rückwärts um das Pferd „zu dir zu ziehen“.

Auch die Vorhand und Hinterhand kannst du alleine über deinen Körper von dir weg schicken. Möchtest du die Hinterhand bewegen, machst du mit deiner inneren Schulter, die du nach vorne gedreht hast, wieder optisch den Weg ins Vorwärts zu.

Dann schaust du auf die Hinterhand, bewegst dich darauf zu und touchierst ggf. die Hinterhand mit deiner Gerte als verlängertem Arm.

Auch die Schulter kannst du so von dir weichen lassen: Du touchierst mit der Hand oder der Gerte die Schulter während du sozusagen im 90° Winkel mit deinen eigenen Schultern zu den Schultern des Pferdes stehst.

Nun „schiebst“ du mit deinem Körper die Schulter deines Pferdes weg. Bitte nur im übertragenen Sinn! Denn wenn du dich auf echtes „Schieben“ einlässt, wird dein Pferd auf den Druck mit Sicherheit mit Gegendruck reagieren. Impulse sind hier immer besser – und spiele mit deiner Energie!

Jedes Pferd braucht eine andere Intensität – und die gilt es herauszufinden.

Du siehst, dass beim Zirkeln auf der linken Hand auch deine Position und Körperhaltung ganz anders ist als beim Longieren.

Auf der rechten Hand sieht das schon wieder anders aus. Doch wie du einen guten Richtungswechsel durchführst und auf der rechten Hand longierst, erkläre ich dir in einem der nächsten Blogbeiträge ?

In diesem Video erkläre ich jetzt aber nochmal, wie lange du höchstens Zirkeln sollst – und welche Faktoren die Dauer beeinflussen.

 

Schon mal viel Spaß beim Üben und beim genauen Beobachten deiner Körpersprache & -energie!

Alles Liebe,

Deine Kenzie

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