Wie überwindest Du Deine Angst vorm eigenen Pferd

Heute möchte ich für die von Euch schreiben, deren Umgang mit ihrem Pferd aktuell alles andere als harmonisch ist.

Das muss nicht bedeutet, dass ihr schlecht miteinander klar kommt:

Es geht eher um DEIN ungutes Gefühl, wenn Du mit Deinem Pferd zusammen bist.  

Ganz unabhängig davon, wie es entstanden ist. 

Ich möchte heute mit Dir darüber sprechen, dass Angst vor Deinem Pferd nichts ist, wofür Du Dich schämen müsstest. Sie ist sogar ziemlich weit verbreitet.

Und auch ich hatte schon den ein oder anderen Unfall, nachdem mir die Leichtigkeit schwerer gefallen ist als zuvor.

Was ich damit sagen möchte: Niemand ist vor diesem unguten, nervösen Kribbeln im Bauch gefeit, ganz egal wie viel Pferdeerfahrung er besitzt.

Die Wurzel allen Übels

Um seine Angst nun erfolgreich überwinden zu können, hilft es zuallererst natürlich einmal heraus zu finden, wann und wodurch diese Angst entstanden ist.

Denn es macht natürlich einen enormen Unterschied, ob Du jeden Moment Angst hast, Dein Pferd könnte Dich um rempeln oder ob Du nur in bestimmten Situationen (z.B. beim Galopp im Gelände, dem Auskratzen der hinteren Hufe, dem Spazieren gehen wenn ein Traktor kommt etc.) ein ungutes Gefühl hast.

Hast Du herausgefunden, ob es nun eher ein spezifisches oder ein allgemeines „Problem“ ist, darfst Du Dich einmal ganz offen fragen, ob Du glaubst, dieses „Problem“ selbst korrigieren zu können.

Frag Dich, ob Du Dich der Situation gewachsen fühlst – trotz Deiner Angst – oder ob Du die Situation komplizierter machst, in dem Du Dich mit Deinem Pferd immer weiter in die Angst hineinsteigerst.

Solche Situationen enden leider viel zu oft in einem Teufelskreis:

Du wirst nervös, Dein Pferd spürt das und wird seinerseits nervös, woraufhin Du noch nervöser wirst.

Dein Pferd muss sich als Herden- und als Fluchttier in jeder Situation auf Dich verlassen können – sonst übernimmt es womöglich selbst die Führung.

Es ist nichts schlimmes dabei, sich einzugestehen, dass Du Eurem „Problem“ nicht mehr gewachsen bist.

Es gibt so viele gute, geduldige Pferdetrainer, die Dich und Dein Pferd gerne dabei unterstützen, wieder zu einem entspannten und harmonischen Miteinander zu finden.

Denn jeder ist lernfähig: Dein Pferd genauso wie Du.

Und das bedeutet auch, dass ihr jede Situation auflösen könnt – wenn Du Dir helfen lässt, sobald Dir das „Problem“ über den Kopf wächst.

Angst: Ein Teufelskreis

Vielleicht hast Du Dich schon einmal gefragt, warum viele Situationen von Mal zu Mal schlimmer werden und sich nicht entspannen. So schlimm das auf den ersten Blick klingt: 

Die Ursache dafür liegt meistens bei Dir.

Doch darin steckt auch wahnsinnig viel Potential!

Denn so hast Du es in der Hand etwas am Ablauf Eures Problems zu ändern. Deine Blockade sind hier nämlich in den meisten Fällen Deine Gedanken.

Vor allem wenn ein Problem wiederholt immer wieder auftritt, sorgt Dein Kopf dafür, Dir schon im Vorfeld die schlimmsten Szenarien auszumalen.

Egal ob Du Dich nun in Endlosschleife vom Pferd fallen, umrennen, getreten oder gebissen werden siehst – Du wirst Dich anspannen, nervös werden und schon in Erwartung der Explosion sein.

Das Problem: Dein Pferd kann Deine Gedanken nicht lesen.

Es bemerkt lediglich die Veränderung in Deiner Körpersprache, Deine flache Atmung und Deinen erhöhten Adrenalinspiegel.

Doch es weiß nicht, dass es selbst der Auslöser für Deinen Stress ist – es „wittert Gefahr“. Da es die Gefahrenquelle, die Du augenscheinlich siehst, aber nicht wahrnehmen kann, wird es zunehmend immer nervöser.

Vor allem weil auch Du Dich nicht entspannst, sondern immer weiter anspannst.

Und schon seid ihr in einem Teufelskreis gefangen, der aus Deinen Gedanken und all den Horrorszenarien „gefüttert“ wird. 

So weit sollte es gar nicht erst kommen. Und wenn doch, solltest Du schnellstmöglich versuchen – egal ob alleine oder mit Trainer – diese Endlosspirale zu durchbrechen.

Dein „Problem“ erfolgreich meistern

Natürlich kann es eindrucksvoll sein, wenn ein Pferd dominant ist oder gut im Buckeln. Der Schlüssel liegt meistens darin, dass Du Deinen Körper – und Deine Angst – kontrollieren lernst. Doch das ist oft leichter gesagt als getan ? 

Zuallererst solltest Du versuchen, möglichst angenehme Erlebnisse zu schaffen, die Eure negativen Erfahrungen überlagern.

Das kann auch bedeuten, dass Du z.B. erst einmal auf einem anderen Pferd galoppierst, um wieder Routine und Sicherheit zu bekommen, bevor Du auf Dein Pferd steigst, von dem Du im Galopp herunter gefallen bist. 

Außerdem solltest Du Dir eine Strategie zurecht legen, wie Du im Falle des Falles reagierst, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Füttere nicht das Horrorszenario in Deinem Kopf, sondern sorge dafür, dass der Film gut ausgeht, weil Du eine Lösung für Dein Problem gefunden hast!

Natürlich ist diese Lösung immer ganz individuell. Trotzdem möchte ich Dir hier zwei Beispiele nennen, wie Dein „neues Kopfkino“ aussehen kann.

Neigt Dein Pferd zum Beispiel zum Durchgehen, hilft es auch hier sich einen „Schlachtplan“ zurecht zu legen. Indem Du in Deinen Gedanken Deine Reaktion auf ein mögliches Durchgehen immer wieder durch spielst, kannst Du Routine bekommen, die sich dann im echten Leben bezahlt macht.

Stell Dir hier ganz genau vor, wie Du, sobald Dein Pferd kopflos davon rennt, ruhig bleibst und tief durch atmest.

Ein Festklammern und wildes Ziehen verschlimmern die Situation meist nur noch und oft ist die erste Panik nach 1-3 Galoppsprüngen bereits abgeklungen und Dein Pferd wieder „ansprechbar“.

Überleg Dir anschließend, was für Dich und Dein Pferd am meisten Sinn macht.

Leichte Paraden, bis Dein Pferd schließlich wieder durchpariert? Eine Volte nach links oder rechts um das Tempo raus zu nehmen? Impulsartige Korrekturen, bis das Tempo wieder handelbar wird? Vermeide es Dich festzuziehen und gib immer wieder nach – trotz Deiner Angst. 

In meinem Video erkläre ich noch einmal ausführlich, wie Du mit Deiner Angst umgehen kannst.

 

Ist Dein Pferd beispielsweise rüpelig und droht Dich regelmäßig um zu rennen, musst Du Dir über Deinen Tanzbereich und Deine Körpersprache genau klar werden.

Weichst Du vielleicht unbewusst schon bei den kleinsten Anzeichen zurück? Damit würdest Du Dein Pferd regelrecht dazu einladen, Deine Individualdistanz zu ignorieren.

Arbeite stattdessen an Deiner Präsenz!

Das bedeutet, dass Du Dich voll und ganz auf Dein Pferd konzentrierst und ganz „im Moment“ bist. Denn nur so kannst Du auf jedes feine Signal Deines Pferdes reagieren – am besten noch bevor es zu einem Zusammenstoß kommt. 

Viele Pferde fragen nämlich mehrfach an, bevor sie Dich in letzter Instanz wirklich schubsen.

Das kann damit beginnen, dass sie mit der Schulter in Deine Richtung drängeln, oder dass sie Dich mit der Nase schubsen. Korrigiere auch schon diese „leichten Verletzungen Deines persönlichen Raumes“ ruhig, aber bestimmt.

Oft kommt es dann gar nicht mehr dazu, dass die Pferde wirklich bis zum Äußersten gehen.

Kommt Dir Dein Pferd dennoch zu nahe, mach Dich groß und werde eindrucksvoller.

Das kann heißen, dass Du die Arme ausbreitest und mit selbstbewusstem Schwung Deinerseits auf Dein Pferd zugehst. Versuche nicht auszuweichen, denn dann hat Dein Pferd wieder ein „Erfolgserlebnis“ und wird die Führungsposition auch in Zukunft für sich beanspruchen. 

Stell Dir vor, Du bist ein Felsen und Dein Pferd ist eine Spaghetti.

Das hilft das Bild zu verstärken und Deine Präsenz zu festigen, während Du mit Deinem Pferd arbeitest.

Das bedeutet im Übrigen auch, dass Dein Pferd Dich niemals „einfach so“ berühren darf. Denn auch in Herde darf nur auf Einladung des Ranghöheren gekrault werden.

Und egal ob es nun Kraulen oder Schubsen ist – diese Einstellung hilft dabei, Deine Position als „Leittier“ zu festigen. Darüber hinaus bedeutet das, dass Du Dein Pferd auch korrigieren darfst, wenn es Dich anrempelt. 

Stell Dir nur einmal vor, was für Schmerzen dieses große Tier Dir und anderen Menschen zufügen kann, wenn es Deinen persönlichen Bereich nicht respektiert!

Du hingegen kannst Deinem Pferd durch eine angemessene Korrektur kaum Schmerzen zufügen.

Denn wir denken ja immer daran: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Werde dabei auch niemals emotional! Sieh die Korrektur eher wie einen kurzen Reflex – so wie er auch in der Herde erfolgen würde – und arbeite danach ganz normal und entspannt weiter. 

Stell Dir einfach vor, dass es ganz natürlich ist, Deinen Raum für Dich zu beanspruchen.

Denn Du reagierst nur so, wie Dein Pferd das aus der Herde kennt.

Mit jedem „Erfolg“, bei dem Du nicht vor Deinem Pferd zurück weichst, wirst Du neues Selbstvertrauen gewinnen – eine noch stärkere Präsenz – bis Deine Reaktionen immer feiner mit Deinem Pferd abgestimmt sind und sich Euer Problem gänzlich erledigt hat.

Gut Ding will Weile haben…

Wie so oft gilt auch hier: Alles braucht seine Zeit. Und vor allem tief sitzende Ängste werden nicht von heute auf morgen verschwinden.

Sieh es einfach als Chance, Dich selbst persönlich weiterzuentwickeln.

Denn das ist es ja, was den Zauber der Pferde ausmacht: Ihre Macht uns den Spiegel vorzuhalten und uns mit unseren größten Ängsten zu konfrontieren.

Ich bin davon überzeugt, dass jeder nicht das Pferd bekommt, das er möchte, sondern das, was er für seine persönliche Entwicklung braucht.

So hat mich beispielsweise Atila gelehrt, wirklich präsent zu sein und auf die feinsten Signale des Pferdes zu achten – genauso wie auf meine eigene Körpersprache.

Wer mein Buch gelesen hat weiß, dass auch meine Schulter im Training bereits gelitten hat. Denn mit Atila ist der Grad zwischen Spiel und Aggression sehr schmal.

Und doch hat gerade dieses Pferd mich persönlich extrem weitergebracht! Er hat mir eine Klarheit verliehen, in allem was ich tue, von der ich heute auch im Training mit jedem anderen Pferd profitiere.

Sasou hat mich darüber hinaus vor allem Geduld und Ruhe gelehrt. Er ist sehr eifrig und immer etwas „übermotiviert“.

Seine Bereitschaft nicht immer anzunehmen und ihn am Ende damit zu überfordern, ist einfach ein sehr spannender Aspekt, der ihn wirklich auszeichnet.

Dass einzelne Lektionen wie das Liegen mit Sasou deshalb über ein Jahr gebraucht haben, bis sie zuverlässig abrufbar waren, erscheint da nur logisch, oder?

Sei also ganz beruhigt: Denn egal was Du für ein Pferd hast, ihr werdet voran kommen.

Eure Herausforderungen werden immer wieder andere sein und doch bin ich mir sicher, dass Du von jeder Situation profitieren kannst, auch wenn Du Dir vielleicht Unterstützung von einem Trainer dazu holst.

Ihr werdet vor allem an Euren Problemen gemeinsam wachsen und nicht an dem, was bereits von Anfang an gut funktioniert hat.

So entsteht mit der Zeit immer mehr Vertrauen und immer mehr Freiheit. Vertrau mir ? Du kannst mit Deinem Pferd alles schaffen! 

Alles Liebe,

Deine Kenzie

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