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Wie erkennst du, dass es Dein Pferd Schmerzen hat oder dass es sich unwohl fühlt

Oft haben wir schon über die „schlechten Tage“ gesprochen.

Tage, an denen dein Pferd nicht wirklich motiviert ist, Tage, an denen es dich auf die Probe stellt – oder einfach mal vor lauter Energie explodiert.

Doch „schlechte Tage“ sind nicht immer „laut“. Sie sind oft sogar sehr leise.

Deshalb möchte ich heute einfach mal im Detail darauf eingehen, wie du Schmerzen oder Unwohlsein bei deinem Pferd erkennst.

Auch wenn es nicht wild bockt, lahmt oder die Mitarbeit gänzlich verweigert.

Kein Schrei, kein Schmerz?

Das größte Problem unserer Pferde ist wohl, dass sie grundsätzlich keine Lautäußerung für Schmerzen haben. Sie schreien nicht, wenn ihnen etwas weh tut – nicht einmal, wenn es wirklich akut ist.

Dass Pferde durchaus Schmerzen haben können, darin sind wir uns sicher einig 😉 

Hunde, Katzen sogar Kaninchen können „schreien“, doch unsere Pferde sind selbst beim größten Leid stumm. Zumindest mit ihrer Stimme – denn mit ihrer Mimik und Gestik zeigen sie uns eigentlich doch sehr genau, wenn sie Schmerzen haben.

Meist haben wir eher verlernt genau hinzusehen und auch die „leisen Töne“ wahrzunehmen.

Das Schmerzgesicht eines Pferdes

Vor allem im Gesicht sagen uns Pferde wahnsinnig viel über ihren aktuellen Gemütszustand.

Wenn du jeden Tag bewusst darauf achtest, kannst du deinem Pferd irgendwann sogar ablesen, wie seine Nacht war oder ob es Ärger in der Herde gab.

Worauf musst du nun also achten?

Die Mimik eines Pferdes ist grundsätzlich natürlich sehr individuell.

So wie jeder von uns anders lacht, anders grinst, so unterscheiden sich auch die Mimik unserer Pferde in Nuancen – und doch ist die Grundlage immer gleich.

Schließlich können wir einen traurigen Menschen auch über alle Landesgrenzen hinweg als traurig wahrnehmen – denn Körpersprache ist so ziemlich immer international.

Den Spruch, dass Augen das Tor zur Seele sind, kennst du bestimmt.

Und er stimmt: Über die Augen und den Blick deines Pferdes kannst du schon ganz viel erkennen.

Ist es geweitet und sieht man das weiß (sofern man es sonst nicht sieht)? Dann ist dein Pferd aufgebracht und vielleicht sogar schon fast in Panik.

Sind die Augen eher halb geschlossen und der Blick eher stumpf und matt? Dann hat es vielleicht Schmerzen oder ist zumindest müde.

Ein offenes, entspanntes Auges ist hingegen immer ein gutes Zeichen, denn dann ist dein Pferd wach und „da“ – und wahrscheinlich zu jeder Schandtat bereit 😉

Schau dir aber auch die umliegende Muskulatur des Auges an.

Ist sie angespannt oder entspannt? Manche Pferde bekommen bei Stress oder Schmerzen fast tennisballgroße Löcher überhalb der Augen, die – vor allem wenn sie sich verändern – ein deutliches Signal dafür sind, das irgendetwas gerade so gar nicht passt.

Wenn sich dein Pferd unwohl fühlt, neigt es aber auch dazu, wie wir Menschen, die „Zähne zusammen zu beißen“.

Die Kiefermuskulatur ist dann stark angespannt und man kann manchmal sogar die fächerförmigen Muskelstränge sehen, die den Kiefermuskel durchziehen.

Auch die gesamte Maulpartie ist dann angespannt – die Lippen sind aufeinander gepresst, und die Unterlippe wirft dann oft eine spitze „Delle“, weil das Pferd die Maulpartie so anspannt.

Auch die Nüstern verändern sich, je nach Gemütslage deines Pferdes.

Ist es beispielsweise aufgeregt und nicht entspannt, werden die Nüstern oft schnell groß, teilweise schnaubt dein Pferd sogar kurz und heftig ab oder „schnorchelt“, wie man dieses Geräusch gerne nennt.

Hat es Schmerzen, sind die Nüstern nicht mehr rund und entspannt, das Pferd zieht sie eher zusammen, die Nüstern kräuseln sich und werden oft eher kleiner und länglich.

Hat es beispielsweise eine Kolik, richten sich auch die Ohren meist nach hinten und es wirkt, als „horcht es in sich hinein“. Dabei sieht man es dann auch sehr häufig, dass es sich mit den Hinterfüßen gegen den Bauch tritt, sich ständig wälzt und unnatürlich schwitzt.

Je nach Intensität des Schmerzes, ist natürlich auch die „Äußerung“ deines Pferdes unterschiedliche deutlich.

Wo es nach einer unruhigen Gewitternacht vielleicht nur ein paar „Furchen um die Augen“ hat, äußern sich akute Schmerzen auch durch bocken, treten, beißen und andere „plötzliche“ Verhaltensveränderungen.

Das Zauberwort liegt hierbei in der „Veränderung“ – es hilft also, dein Pferd wirklich ganz genau zu beobachten.

Denn je besser du es kennst, desto leichter fällt es dir, einzuschätzen, ob deinem Pferd irgendetwas fehlt.

Denn sie können ja nicht mit uns reden – also ist es an uns, ihre „Sprache“ immer besser zu verstehen und uns gemeinsam weiter zu entwickeln.

Je besser du deine Beobachtungsgabe schulst, desto leichter fällt die übrigens bald auch das Training.

Denn wenn du wirklich Übung hast, kannst du Bewegungen deines Pferdes bald sozusagen „vorausahnen“ – und in die richtige Richtung lenken.

Leiser, sanfter und mit viel mehr Harmonie. 

Das ist im Übrigen kein Hexenwerk! Je besser du trainiert bist, desto besser nimmst du jede Muskelanspannung wahr, registrierst jede Veränderung.

Das fällt uns zu Beginn oft alles andere als leicht – denn unsere alltägliche Kommunikation ist nicht mehr von der Beobachtung, sondern von der Sprache geprägt. 

Mails, Whatsapp-Nachrichten, Social Media und Telefonate prägen uns – und lassen im Alltag das „Vier-Augen-Gespräch“ in den Hintergrund treten.

Dadurch haben wir es uns immer mehr abgewöhnt, auf die leisen Zwischentöne zu achten – doch die werden auch im zwischenmenschlichen Miteinander wieder immer wichtiger.

Du kannst also nur davon profitieren, mit deinem pferdigen Lehrer regelmäßige Trainingsstunden zu nehmen, auch über den Aufenthalt im Stall hinaus 😉 

Sogenannte „Soft Skills“ gewinnen nämlich immer mehr an Bedeutung und es kann unheimlich hilfreich sein, sein Gegenüber schnell und vor allem gut einschätzen zu können!

Achte deshalb heute doch mal ganz bewusst darauf, was dir die Mimik deines Pferdes über seine Gefühlslage verrät.

Und achte vor allem darauf, inwieweit du darauf Einfluss nehmen kannst.

Wirkt dein Pferd nach dem Training mit dir entspannt und gelöst? Oder musstet ihr viel „kämpfen“, damit du als „Sieger“ aus eurem alltäglichen Match hevor gehen konntest?

Falls letzteres häufiger der Fall ist, kann ich dir nur ans Herz legen, dein Pferd in Zukunft noch genauer zu beobachten.

Noch feiner auf seine Signale einzugehen – und vor allem auch am Boden an eurer Beziehung zu arbeiten.

Damit dein Pferd bei dir wirklich „loslassen“ und sich entspannen kann, weil du klar und berechenbar bist – und ihm die Sicherheit gibst, die es braucht.

Denk immer daran: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich 🙂 

Im heutigen Video beantworte ich die Frage einer Teilnehmerin, was sie tun kann, wenn ihr Pferd je nach Wetter eher schlapp ist – ob sie mit ihrer Körpersprache mehr Energie ins Pferd bringen kann.

 

Grundsätzlich gilt: Dein Pferd ist zwar tatsächlich  dein Spiegel und wenn du mehr Spannung in deinen Körper bringst und dynamischere Bewegungen machst, wird dein Pferd darauf ähnlich reagieren.

Doch es bleibt natürlich dennoch ein eigenes Individuum mit eigenen Launen. 

Unsere Pferde sind jedenfalls schon Meister im Mimik und Körpersprache lesen. Es ist also an uns immer aufmerksam zu bleiben – unsere Pferde werden es uns an guten und an schlechten Tagen mit mehr Motivation danken! 😉 

Alles Liebe,

Deine Kenzie

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