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So baust Du das Training mit Deinem jungen Pferd mit Spiel und Spaß auf

Sind nun alle Voraussetzungen erfüllt und dein Jungpferd ist schon höchst motiviert – oder auch schüchtern, dann lohnt es sich fast noch mehr! – dann kann es eigentlich direkt losgehen.

Ich möchte dir jedoch nochmal ans Herz legen, wirklich besonders gut darauf zu achten, dass du dein Jungpferd weder physisch noch psychisch überforderst. 

Viele junge Pferde sind nämlich sehr neugierig und drängen sich regelrecht auf.

Das ist natürlich einerseits toll, soll andererseits aber bitte nicht in Leistungsdruck ausarten.

Es gilt immer: Alles kann, nichts muss. Und je mehr Spiel und Spaß du in ein Training integrieren kannst, umso besser 😉

Die Basics – geht da noch mehr?

Zuallererst solltest du mit deinem Jungpferd die Grundlagen für sein zukünftiges Pferdeleben legen. Dazu gehören in erster Linie natürlich das Aufhalftern, Führen und Hufe geben.

Ganz egal was du tust, oberste Priorität sollte es immer haben, dass die Trainingsatmosphäre für dein Pferd ganz entspannt ist.

Kennt es z.B. noch nicht alleine von seiner Herde getrennt unterwegs zu sein, starte bitte nicht mit dem Hufe geben bei einem einsamen Spaziergang!

Auf der Koppel mit der Mutterstute oder den Pferdekumpels ist der Rahmen viel besser, um ganz entspannt erste Übungen zu machen – du solltest dann ggf. nur die Leckerlis weglassen, da das in einer Pferderherde schnell zu Streit führen kann.

Das Ziel ist es nun, deinem Jungpferd das richtige Verhalten ganz leicht und angenehm zu machen.

Erwarte vor allem zu Beginn also bitte niemals zu viel, sondern freue dich über jeden noch so kleinen Schritt in die richtige Richtung!

Diese positive Arbeitsatmosphäre wird dein Pferd nämlich langfristig prägen und dafür sorgen, dass es immer mehr Spaß daran bekommt, heraus zu finden, was du dir von ihm wünschst.

So wird das Training später immer leichter – und die Motivation deines Pferdes ist dir von Anfang an garantiert!

Grenzen setzen – so, dass dein Pferd sie versteht!

“Strafe” versuche ich aus diesem Grund generell zu vermeiden.

Wenn dein Jungpferd aber nach dir beißt, tritt oder dich umrennt, darfst und solltest du deinen Körper aber durchaus “verteidigen”. Nimm solche Situationen aber bitte niemals persönlich!

Dein junges oder unerfahrenes Pferd weiß ja nicht von Anfang an, dass Menschen deutlich zarter und empfindlicher als seine Pferdekumpels sind und muss erst nach und nach lernen, dass man bei einem Menschen noch mehr auf den Tanzbereich seines Gegenübers achten sollte. 

Das Konzept von Nähe und Distanz können die Pferde aber sehr wohl aus ihrer eigenen Herde übertragen.

Sie lernen deshalb in der Regel sehr schnell, dass du als Trainer deinen Raum wirklich für dich beanspruchst. Denn bei Pferden dreht sich vieles um die Frage “Wer bewegt wen?” – und du solltest darauf achten, dass dich dein Pferd (auch nicht unbewusst!) durch die Gegend “schiebt”.

Oft gehen wir nämlich automatisch einen Schritt zurück, wenn die Schulter des Pferdes oder seine Hinterhand näher kommt.

Das ist ganz normal, sorgt aber dafür, dass das Pferd den Eindruck bekommt, dass es dich bewegt und nicht umgekehrt.

Trotzdem sollte alles was du tust natürlich immer eine gewissen “Verhältnismäßigkeit” haben.

Kraulst du beispielsweise dein Jungpferd und es möchte dich zurück kraulen (was ja doch recht schnell unangenehm werden kann), solltest du es nur sanft weg schieben – es kann schließlich noch nicht wissen, dass Menschen nicht wie andere Pferde gekrault werden möchten.

Auch wenn das zurück kraulen oft süß ist, kann ich dir im Hinblick auf das spätere Training nämlich nur empfehlen, von Anfang an eine gewisse “Distanz” zu etablieren.

Die ersten Schritte

Ganz egal was du mit deinem Pferd tust: Denk immer daran, dass es das vielleicht noch nie gemacht hat und es nicht besser weiß, was die richtige “Antwort” ist.

Es ist deine Aufgabe als guter Trainer, deinem Pferd auf eine motivierende Art und Weise klar zu machen, was du dir von ihm wünschst.

Verzichte bitte unbedingt darauf, schon jetzt “schwerere Geschütze” aufzufahren – denn wo soll es hinführen, wenn du schon dein Fohlen mit einer Führkette führen musst?

Es ist viel effektiver, es deinem Jungpferd einleuchtend und angenehm zu machen, sich brav führen zu lassen, als schon jetzt ein Kräftemessen zu starten, dass du unterm Strich nur verlieren kannst… 

Timing spielt dabei wie im letzten Blogbeitrag gesagt eine entscheidende Rolle!

Hebst du beispielsweise den Huf an, solltest du ihn wenn möglich so lange festhalten, bis dein Pferd einen Moment inne hält und nicht zappelt und zerrt und den Huf dann behutsam wieder ablassen.

Denn so lernt dein Pferd, dass es sich lohnt “inne zu halten” und das komische Gefühl auf drei Beinen dann schneller wieder vorbei ist.

Für Pferde als Fluchttier ist es nämlich ein großer Vertrauensbeweis, sich für uns in eine Situation zu begeben, aus der sie schlechter flüchten können, weil wir ihnen “ein Bein stehlen”.

Hab also unbedingt Geduld mit deinem Jungpferd! Vieles, was wir für selbstverständlich nehmen, ist nämlich alles andere als selbstverständlich 😉

Das Prinzip vom “Rückzug im richtigen Moment” lässt sich aber natürlich nicht nur auf das Hufe geben übertragen.

Es gilt auch für “gruselige Gegenstände” wie Regenschirme, Bälle, Decken, Mülltonnen usw.

Dein Ziel ist es in der Regel ja, dass das Pferd ruhig bleibt und merkt, dass der jeweilige Gegenstand gar nicht gruselig ist. Doch dazu muss es erst einmal lernen, dass es sich lohnt Ruhe zu bewahren. Und das erreichst du am effektivsten, wenn du dich mit dem Gegenstand zurück ziehst, wenn dein Pferd einen Moment inne hält.

Vielen Pferden hilft es auch, den Gegenstand am Anfang zu “jagen”, ihn also vor sich her zu treiben, indem du dein Pferd z.B. hinter einem Helfer mit Regenschirm oder ähnlichem her führst und der Helfer deinem Pferd “ausweicht”.

Das stärkt das Selbstvertrauen deines Pferdes ungemein und des wird sich nach und nach immer näher heran trauen bis du es mit dem Gegenstand sogar berühren kannst! 

Dieses Prinzip funktioniert wirklich immer – es dauert nur bei ängstlichen Pferden etwas länger.

Das wichtigste bleibt, dass du dein Pferd damit nicht überfordert und mit einem Erfolgserlebnis aufhörst.

Dass muss jedoch nicht immer die Berührung mit dem jeweiligen Gegenstand sein!

Auch ein Schnuppern kann ein Erfolg sein, wenn dein Pferd vorher bereits bei 20 Metern Abstand in Panik ausgebrochen ist. Schaue vor allem mit einem Jungpferd immer bitte auch etwas auf die Uhr und trainiere nicht zu lange 🙂

Schritt für Schritt ein Stückchen weiter

Neben dem Putzen, anbinden, auf Signal stehen bleiben (nach und nach mit immer mehr Abstand), Hufe geben und dem Gelassenheitstraining mit möglichst vielen unterschiedlichen Gegenständen, sind natürlich auch Spaziergänge mit einem erfahrenen Führpferd Gold wert!

Und auch ab und an mal eine Hofrunde alleine mit deinem Jungpferd drehen, kann eure Beziehung und das Vertrauen ungemein stärken!

Beobachte dein Pferd dabei aber genau – denn ganz egal was du trainierst, du kannst dir langfristig auch immer ein Problem heran züchten, wenn du dein Pferd unbewusst im falschen Moment belohnst.

Gehst du beispielsweise mit deinem Jungpferd ein Stück alleine nach draußen und es hat vor irgendetwas Angst, solltest du es nicht trösten und in der Angstsituation streicheln oder ihm gut zureden – denn das bestärkt das Pferd vielmehr darin, Angst zu haben und zeigt ihm, dass es richtig ist Angst zu haben!

Du solltest solche Situationen dazu nutzen, ganz bewusst die Anspannung aus deinem Körper zu bekommen und als souveränes “Leittier” voran zu gehen.

Gruselt sich dein Pferd beispielsweise vor einer Mülltonne, kannst du das Prinzip aus Annäherung und Rückzug anwenden, bis dein Pferd entspannt an der Mülltonne steht – und dafür kannst und solltest du es natürlich wieder loben!

Wird dein Pferd aber nervös, weil ihr alleine unterwegs seid und du drehst erst um, wenn dein Pferd schon steigend und bockend in Rage ist, wird es lernen, dass es dich zum umkehren bewegen kann, wenn es sich nur genügend aufregt.

Und auch wenn das am Anfang natürlich keine “bewusste Handlung” deines Pferdes ist, lernen viele Pferde diesen Zusammenhang sehr schnell, wenn sich dieses Muster ein paar Mal wiederholt hat.

Versuche deshalb, dass es im besten Fall gar nicht erst so weit kommt!

Bei eurem ersten Spaziergang alleine reicht es vielleicht, wenn ihr die Koppel nur ein paar Meter zum Grasen an den nächsten Grünstreifen verlasst.

Beim nächsten Mal geht es dann vielleicht schon bis zur Hofeinfahrt und dann direkt wieder zurück. Und erst beim 3., 4., 5. oder 10. Mal ums Eck außer Sichtweite der anderen Pferde und sofort wieder zurück.

Erwarte nicht zu viel von deinem Jungpferd und investiere lieber mehr Zeit in kleinschrittiges Training – die positive Stimmung zwischen euch und der langfristige Lernerfolg werden sich noch Jahre später bezahlt machen.

Abgesehen davon, lernt dein Pferd in entspannter Atmosphäre auch viel leichter, als wenn es sich unheimlich aufregt. 

Nutze jede Möglichkeit als Training

Versuche also so selten wie möglich, “echte Gefahrensituationen” zu provozieren und lasse gleichzeitig keine Trainingsmöglichkeit aus.

Hat dein Pferd Angst vor den gelben Säcken am Straßenrand solltest du nicht in großem Bogen drum herum laufen, weil du gerade keine Zeit und / oder Lust hast.

Nutze diese Chance, um dich und deine Souveränität unter Beweis zu stellen! Außer du befindest dich auf einer viel befahrenen Straße – dann solltest du dir natürlich einen gelben Sack in einer eher abgelegenen Straße suchen, aber ich denke das versteht sich von selbst 😉

Achte unbedingt auch darauf, dass dein Pferd sich nicht an Dingen “fest glotzt”.

Denn das Erstarren ist schon ein erstes Anzeichen dafür, dass dein Pferd jederzeit in Panik ausbrechen und davon stürmen könnte. Ich habe das schon öfter beobachtet, wenn Pferde z.B. das erste Mal Kühe sehen.

Am Anfang schaut das Pferd vielleicht noch interessiert, wird mit der Zeit dann aber immer unsicherer. Dein Pferd darf natürlich schauen, sollte aber niemals erstarren. Hast du das das Gefühl, dass die Neugier in Angst umschlägt, solltest du versuchen dein Pferd abzulenken. 

Oft hilft es, wenn du deinem Pferd z.B. das Kopf senken auf ein Stimmsignal hin beigebracht hast und diese Übung mit einem Leckerli belohnst. Denn sowohl ein tiefer Kopf als auch das Kauen signalisieren deinem Pferd, dass keine Gefahr droht. Du nutzt so den Körper deines Pferdes um Einfluss auf seine Psyche zu nehmen – denn das eine geht niemals ohne das andere.

Die ersten Tricks

Natürlich kannst du mit deinem Jungpferd auch schon erste Tricks lernen!

Lässt sich dein Pferd z.B. beim Führen eher hinter dir her ziehen? Dann starte mit Target-Training!

Dabei lernt dein Pferd, einen Softball auf einer Gerte oder eine Fliegenklatsche (du kannst nehmen was du möchtest, es sollte nur angenehm zu berühren sein) mit der Nase zu berühren. So kannst du deinem Jungpferd nämlich ohne ziehen, zerren oder anticken beibringen, auf welcher Position es neben dir laufen soll 😉

Auch lustige Übungen wie das Kopfschütteln, das Ja-Sagen oder anspruchsvollere Übungen wie die Bergziege sind in angepasster Form durchaus möglich und schulen Geist und Körper deines Pferdes.

Berücksichtige nur die oft fehlende Balance und verlange deshalb nicht zu viel von deinem Jungpferd!

Denn es muss in so jungen Jahren ja noch nicht mit seinen 4 Füßen auf einem Teller stehen können – wenn es nur ein bisschen unter den Schwerpunkt tritt, kann die Idee der “Bergziege” je nach Exterieur und Wachstumszustand deines Pferdes schon erfüllt sein!

Ich empfehle dir allerdings, “dominante Übungen” wie das auf dich zulaufen, den spanischen Schritt oder gar das Steigen nicht direkt mit einem jungen Pferd zu üben!

Denn erst müssen alle Umgangregeln klar sein – sonst schaffst du dir Probleme und Diskussionspunkte, wo eigentlich keine sein müssten!

In diesem kurzen Video zeige ich dir noch ein paar Ausschnitte aus meinem Jungpferde-Training. Es ist schon recht alt, daher wirst du den Hauptdarsteller vielleicht nur schwer wieder erkennen 😉 Das Jungpferd mit dem ich übe ist nämlich mein – mitterweile erfahrener – Showstar Fideo, von dem du auch ein aktuelles Foto im Titel des Videos siehst. Zeit, Geduld und Training sind wirklich der Schlüssel für ein selbstbewusstes Pferd! Unsere ersten Schritte kannst du dir jedenfalls hier noch einmal ansehen!

 

Ich wünsche dir aber vor allem eine tolle Zeit mit deinem Pferd und viele tolle Momente! Die Zeit, die du jetzt auf Augenhöhe investierst, um mit deinem Pferd eine vertrauensvolle Beziehung und eine tolle Verbindung zu schaffen, wird sich auch später unter dem Sattel um ein vielfaches bezahlt machen. Versprochen! 😉

Alles Liebe,

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

DIE ERSTE FÜHRÜBUNG

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