Freiheit ist die Faszination der Freiheitsdressur

Die Freiheitsdressur ist faszinierend anzuschauen.

Denn wenn ein Pferd frei und voller Vertrauen bei dir bleibt, obwohl es auch gehen könnte, ist das ein großes und nicht selbstverständliches Geschenk!

Doch aus welchen Gründen bleiben Pferde?

Einerseits spielt Sicherheit eine ganz große Rolle.

Als Fluchttier sehnt sich jedes Pferd nach Routine, Berechenbarkeit und Schutz.

Und wir als Menschen können – obwohl wir aussehen wie Raubtiere mit unseren nach vorne gerichteten Augen – unseren Pferden diese Sicherheit geben.

Dazu brauchen wir nur unsere Körpersprache, unser Auftreten und ein bisschen gutes Timing 😉

Hast du das Vertrauen deines Pferdes mit deinen Fähigkeiten als gutes Leittier so erst einmal gewonnen, hat dein Pferd natürlich noch einen Grund mehr, bei dir zu bleiben. 

Das bedeutet: Je mehr Herausforderungen – du und dein Pferd gemeinsam gemeistert habt, desto überzeugter ist dein Pferd davon, dass du die Situation im Griff hast und genau weißt was du tust.

Für das Pferd lohnt es sich auf dich zu achten – denn dann droht ihm keine Gefahr.

Auch wenn die Gefahren heutzutage nicht mehr der Löwe hinterm nächsten Busch sondern höchstens die im Wind flatternde Plastiktüte hinter der nächsten Ecke ist.

Für das Pferd ist die Gefahr schließlich sehr real 😉 

Ein anderer Grund ist sicher das Thema Motivation.

Denn viele Pferde haben schlichtweg einfach unheimlich Spaß daran, die feinen Signale ihres Menschen zu deuten und im wahrsten Sinne des Wortes mit ihm zu tanzen!

Die gemeinsame Sprache, die die Grundlage für das Verständnis zwischen Mensch und Pferd ist, spielt dabei natürlich eine ebenso große Rolle.

Und was Spaß macht, machen nicht nur wir Menschen sondern auch die Pferde gerne!

Darüber hinaus spielt natürlich auch das Training eine entscheidende Rolle.

Denn gute Vorbereitung, ein gutes Fundament als Basis, ist alleine die halbe Miete.

Es macht deshalb wenig Sinn, die gemeinsame Sprache schon frei zu erarbeiten.

Das wäre ähnlich einer Vokabelabfrage bei der der Abgefragte nie Zeit hatte die einzelnen Vokabeln zu lernen, sondern aus dem Kontext raten muss – und damit sicher deutlich schlechtere Noten bekommen würde, als derjenige, der ausreichend Zeit zum Lernen bekommen hat.

Der erste Schritt ist es also dem Pferd am Seil die einzelnen Vokabeln beizubringen, um es dann entspannt und kompetent frei lassen zu können – denn nur dann wird es dir auf deine Fragen die richtigen Antworten geben können.

Für viele Pferde ist es außerdem eine ganz neue Erfahrung, im Zusammenspiel mit dem Menschen eine echte Wahl zu haben – selbst wenn wir in unserem Training nicht möchten, dass das Pferd sich dafür entscheidet zu gehen.

Vielen Pferden ist diese Möglichkeit durchaus sehr präsent und gerade deshalb bleiben sie gerne da.

Denn je nachdem wie das Pferd ausgebildet wurde, kann das eine ganz neue und selbstbestimmtere Erfahrung im Training mit dem Menschen sein. Schließlich sind Pferde auch nur Menschen 😉

Ich glaube, es versteht sich von selbst, dass Pferde Pferde sind und andere Bedürfnisse haben, auf die wir als Menschen eingehen müssen.

Das beginnt ja nicht erst im Training, sondern auch schon bei der Haltung und Fütterung.

Es ist nämlich deutlich schwerer, mit einem Pferd auf der Koppel Freiheitsdressur zu machen (ohne Seil), wenn das Pferd schon seit Wochen nicht mehr auf der Koppel grasen durfte.

Das kann funktionieren, wenn du sehr konsequent bist und dein Pferd sehr auf dich fokussiert – du könntest es dir und deinem Pferd aber definitiv leichter machen 😉

Wann ist also der richtige Moment, um dein Pferd frei zu lassen?

In meinen Kursen neigen die Menschen dazu, ihre Pferde grundsätzlich zu früh frei zu lassen. Das ist absolut verständlich – schließlich macht die Freiheit, die Faszination der Freiheitsdressur aus 🙂 

Ich empfehle dir aber trotzdem, zuerst die Basis – also eure gemeinsame Sprache, die Führübungen und das Zirkeln in allen Gangarten – am Seil erst soweit zu festigen, dass dein Pferd dir fast nur die richtigen Antworten geben kann.

Dazu gehört auch, dass deine Körpersprache sehr klar und sicher ist und du das Pferd nicht aus Versehen weg schickst, obwohl du dir gewünscht hast, dass es bei dir bleibt.

Wenn dein Pferd weg läuft, ist das kein Beinbruch und natürlich ist mir das mit meinen Pferden auch schon passiert.

Doch jede „positive Erfahrung“, die dein Pferd sammelt indem es sich durch das Weglaufen einer schweren Übung entziehen oder doch Gras fressen kann, wird deinen Erfolg ein bisschen schwerer machen.

Die meisten Pferde neigen nämlich dazu, in der gleichen Situation dann immer und immer wieder wegzulaufen – es bürgert sich sozusagen ein.

Und da die meisten Pferde irgendwann sehr gut unterscheiden können, wann sie mit und wann sie ohne Seil gearbeitet werden, ist es dann oft schwierig dieses „Muster“ wieder heraus zu bekommen.

Außerdem ist es für dich und dein Pferd mit viel Arbeit verbunden, die du dir durch Geduld und gute Vorbereitung tatsächlich meist sparen könntest 😉

Natürlich darf dein Pferd deshalb am Seil trotzdem mal „Nein“ sagen – das gehört schließlich dazu. Dein Gefühl wird dir den Weg weisen, wenn du dich in Geduld übst 🙂

In diesem Video gehe ich noch einmal im Detail darauf ein, was du tun kannst, wenn dein Pferd ab und an schon ganz gut  frei ohne Seil mitarbeitet – die Freiheitsdressur jedoch noch nicht wirklich gefestigt ist und es auch immer mal wieder geht. Was ja im besten Fall gar nicht erst passieren sollte – und dass es sich oft lohnt, auch wieder einen Schritt zurück zu gehen 🙂

 

Ganz viel Spaß dir bei der guten Vorbereitung – sie lohnt sich!

Alles Liebe,

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

DIE ERSTE FÜHRÜBUNG

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