Wie beginnst Du mit Deinem Pferd die Piaffe zu trainieren?

Hast du dich neben der Freiheitsdressur auch schon an sogenannte „höhere Lektionen“ gewagt – wie beispielsweise die Piaffe?

Wenn nicht, möchte ich dir heute erklären, was die Piaffe kann, wie du sie deinem Pferd beibringst und welche Voraussetzungen dafür nötig sind.

Denn grundsätzlich gilt: Jedes Pferd kann von dieser Lektion enorm profitieren!

Was ist die Piaffe?

Die Piaffe ist eine Lektion aus der klassischen Reitkunst und gymnastisch unheimlich wertvoll!

Das Pferd beugt dabei seine Hanken, setzt sich versammelt auf die Hinterhand und bewegt beide diagonale Beinpaare abwechselnd fast auf der Stelle nach oben.

Diese Lektion gehört tatsächlich zur gehobenen Ausbildung eines Pferdes.

Sie ist für viele sogar eine Bestätigung, jetzt die „höchste Klasse“ erreicht zu haben – ähnlich wie der fliegende Wechsel.

Die Piaffe ist also durchaus eine sehr anspruchsvolle Lektion, von deren Training aber jedes Pferd profitieren kann.

Das wichtigste ist, dass die Piaffe richtig ausgeführt wird, daher gehen wir jetzt erstmal noch im Detail darauf ein, wie eine korrekte Piaffe überhaupt aussieht.

Stell dir die Piaffe als eine Trabbewegung vor, die soweit vom vorwärts ins aufwärts verlagert wurde, dass sie fast auf der Stelle und maximal nach oben stattfindet.

Das Pferd setzt sich dabei vermehrt auf die Hinterhand, wodurch die Vorhand so „frei & leicht“ wird, dass das Pferd sein Vorderbein bis in die Waagrechte hoch heben kann – bei gleichbleibend aktiver Hinterhand. 

Das ist für das Pferd keine unnatürliche Bewegung – viele Pferde zeigen die Piaffe oder Ansätze davon frei und unaufgefordert, beispielsweise wenn es nervös ist und auf der Stelle „trippelt“.

Je nach Veranlagung zeigen Pferde dabei völlig ohne vorheriges Training ausdrucksstarke Piaffen – auch wenn sie auf Seiten des Menschen meist nicht zur Entspannung beitragen 😉 

Trotzdem kann fast jedes Pferd lernen, entspannt zu piaffieren – und von dieser Lektion vor allem physisch und psychisch enorm zu profitieren.

Man sollte dabei jedoch immer im Hinterkopf behalten, dass die Piaffe extrem anstrengend für das Pferd ist (wenn sie korrekt ausgeführt wird) und es daher vor allem zu Beginn mit dem Training nicht übertreiben.

Die Voraussetzungen für die Piaffe

Für die Piaffe braucht das Pferd nun also ein gewisses Maß an Balance, Koordination, Kraft in der Hinterhand und Versammlungsbereitschaft.

Dass diese Lektion nur mit einem durchlässigen Pferd funktioniert, das fein an den Hilfen steht und gut auf dich achtet, versteht sich wahrscheinlich von selbst.

Dennoch kann jedes Pferd die Piaffe lernen – und auch Pferde mit einem eher „ungünstigen“ Exterieur können von dieser versammelnden (Vor-) Übung enorm profitieren.

Im Zweifelsfall solltest du dich natürlich auch hier von einem erfahrenen Ausbilder unterstützen lassen, aber die erste Reaktion deines Pferdes kannst du je nach deiner Erfahrung natürlich schon mal testen. 

Behalte nur im Hinterkopf, dass du deinem Pferd keine „falschen Reaktionen“ anerziehen oder sie belohnen solltest – denn auch dem erfahrenen Ausbilder gehen irgendwann die Wege aus, wenn das Pferd falsches Verhalten schon zu sehr verinnerlicht hat.

Häufige Fehler beim Piaffieren

Bevor wir mit der Piaffe starten, möchte ich dich zuerst auf die häufigsten Fehler aufmerksam machen, die die Piaffe gymnastisch weniger wertvoll oder sogar kontraproduktiv für den Bewegungsapparat deines Pferdes machen können.

Oft passiert es beispielsweise, dass die Pferde einen falschen Spannungsbogen entwickeln, um „Energie zu sparen“ bzw. fehlende Kraft in der Hinterhand anderweitig zu kompensieren.

Dazu benutzt das Pferd seinen Unterhals um die Vorderbeine in die Höhe zu ziehen.

Da das Pferd dabei dann allerdings seinen Rücken weg drückt, geht der positive gymnastische Effekt der Piaffe gänzlich verloren und das Pferd trainiert vielmehr „falsche Muskelgruppen“, die für gesundheitserhaltendes Reiten nicht förderlich sind.

Viele Pferde verlieren gerne auch mal den Takt während der Piaffe, weil ein Hinterbein mehr Kraft hat als das andere.

Hier hilft nur gleichmäßige Gymnastizierung beider Seiten und Training auch auf der „schwachen Seite“ des Pferdes, um die Hinterbeine gleich stark werden zu lassen.

Einige Pferde beginnen in der Piaffe auch zu schwanken und sehr breit zu fussen.

Das ist eigentlich immer ein Zeichen dafür, dass dem Pferd noch die Kraft fehlt, um den Grad der Versammlung, der für die Piaffe nötig ist, über mehrere Tritte zu halten.

Das bedeutet, dass die Muskulatur der Hinterhand noch mehr trainiert werden muss, bevor es weiter an die Piaffe geht.

Stellt das Pferd die Hinterbeine sogar nach hinten hinaus und zieht sie während der Piaffe nicht unter den Bauch, geht ebenfalls der gymnastische Effekt der Piaffe verloren und sie ist mehr „Show“ als korrekt erarbeitet 😉 

So beginnst du mit der Piaffe!

Stell dir die Piaffe am besten wie eine zarte Feder vor, die sanft im Wind schaukelt.

Die Feder kann dabei ganz unterschiedlich aussehen: Groß, klein, lang, kurz, flauschig oder eher hart – so wie auch jedes Pferd andere Gegebenheiten schon alleine von seinem Exterieur ins Training mitbringt. 

Wenn du nun zu viel eingreifst, die Feder zu fangen versuchst oder ihre Bewegung zu stark kontrollieren möchtest, kann die Feder schnell knicken oder sogar brechen.

Ihr fehlt schnell die Leichtigkeit in der Bewegung mit der sanften Brise, die uns gerade noch so fasziniert hat. Weniger ist also im gesamten Training mehr!

Ich erarbeite nun die Piaffe am liebsten vom Boden aus, aus dem Rückwärtsrichten heraus.

Das hat den Vorteil, dass die Beinpaare des Pferdes schon diagonal nach hinten fußen und es den richtigen Takt so oft leichter findet.

Viele Pferde tun sich ohne Reitergewicht außerdem wesentlich leichter ihre Balance zu finden, also erarbeite ich die Piaffe gern im Rahmen der Freiheitsdressur (am Kappzaum) von unten.

Achte nun darauf, dass das Pferd eher in langsamen und kurzen Schritten rückwärts tritt und nicht in großen schnellen, denn es soll die Bewegung ja gleich eher nach oben formen, statt nach vorne oder hinten.

Je mehr sich die Hanken dabei schon im rückwärts beugen und das Pferd sich auf die Hinterhand setzt, desto leichter fallen ihm natürlich im Anschluss die ersten Tritte Richtung Piaffe.

Nun versuchen wir in einem schnellen Wechsel vom Rückwärtsrichten und wieder ein paar Schritte nach vorne schicken, dem Pferd den Weg nach oben zu erklären.

Ich habe hier für dich ein Video vorbereitet, wie ich die ersten Schritte in Richtung Piaffe mit einer meiner Teilnehmerinnen aus dem Online-Intensiv-Seminar erarbeite. 

Das Pferd beherrscht die Piaffe tatsächlich noch nicht – das Video zeigt also wirklich die ersten Schritte und alles andere als der perfekte Endergebnis 😉 

 

Am Ende ist jedes Pferd ein bisschen anders.

Vielleicht ist deshalb auch der leichteste Weg zur Piaffe für dein Pferd ein anderer.

Ich möchte dir hier nur eine Anregung geben, wohin dich der Weg mit deinem Pferd führen kann – und wie viel an Ausstrahlung, Kraft und Leichtigkeit dein Pferd im Verlauf eures gemeinsamen Trainings gewinnen kann.

Auch hier gilt natürlich immer: Weniger ist mehr.

Manche Pferde brauchen einfach länger für diese Lektion oder kommen nie über die Vorübungen (das Rückwärts und Vorwärts „schaukeln“) hinaus. 

Deshalb ist es wichtig, dass alles darf, aber nichts muss.

Dein Pferd hat sein eigenes Tempo und seinen eigenen Körper, den es erst gezielt einsetzen lernen muss. Auch die Kraft der Hinterhand muss erst entwickelt werden.

Versteife dich also nicht auf diese Lektion, sondern baue die Voraussetzungen auch durch andere Übungen weiter aus, dann kommt die Piaffe irgendwann fast von allein.

Denn die Leichtigkeit mit unseren Pferden ist am Ende doch das, was unbezahlbar ist 🙂 

Alles Liebe,

Deine Kenzie

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