Wie das saftige Grün am Strick nicht zur Zerreißprobe wird

Jetzt beginnt wieder die Zeit des Angrasens.

Je nachdem, wie das bei euch am Stall gelöst ist, kann das Grasen am Strick mit dir zusammen bedeuten oder auch kurze Intervalle mit den Kumpels auf der Koppel – und oft wenig Lust auf Seiten der Pferde, diese schon so vorzeitig wieder zu verlassen…

Deshalb möchte ich dir heute ein paar Tipps an die Hand geben, wie du diese Phase entspannt mit deinem Pferd überstehst.

Und wie du sogar an dieser Herausforderung mit deinem Pferd wachsen kannst!

Heute dreht sich deshalb heute alles um das Grasen an der Hand.

Wie gehst du vor, was musst du beachten?

Ich erkläre dir heute, worauf es dabei wirklich ankommt und warum grade das Grasen am Strick der Prüfstand für eure Beziehung sein kann.

Falls dein Pferd eher zur zweiten Kategorie gehört und mit seinen Kumpels auf der Koppel angrast und diese nicht mehr verlassen möchte (egal ob wegen des Grases oder dem Trennungsschmerz von seinen Freunden), wirst du im nächsten Blogbeitrag auf deine Kosten kommen 😉

Das Grasen am Strick

Viele Pferdemenschen verbieten ihren Pferden ja völlig an der Hand oder unter dem Reiter zu grasen.

Das macht absolut Sinn – denn das ist konsequent.

Und wie wir wissen lieben Pferde Konsequenz!

Bleibt die Grenze immer die gleiche – also „nicht fressen!“ ist sie auch für verfressene Pferd relativ leicht zu verstehen und sollte das Mittel der Wahl für möglichst wenig Diskussion auf beiden Seiten sein 😉 

Manchmal ist es doch unumgänglich das Pferd an der Hand grasen zu lassen.

Auch hier ist eines entscheidend: Klare Regeln und absolute Konsequenz!

Denn vor allem im Bereich Futter sind wir schnell an einem Punkt, an dem sich das Pferd leicht „selbst belohnt“, wenn es sich nicht an die Regeln hält.

Denn sobald es unerlaubt einen Happen Gras bekommen hat, hat sich die Aktion für dein Pferd ja schon gelohnt.

Und das Futter als positiver Verstärker hat das Verhalten für die Zukunft verstärkt.

So funktioniert’s

Das wichtigste ist es also, dass du ein sehr deutliches Signal einführst, das deinem Pferd das Fressen erlaubt.

Ich bücke mich dazu bis fast auf den Boden und sage „Friss“.

Allerdings haben wir es in Spanien schon von Haus aus etwas leichter – denn hier wächst nicht an jedem Wegrand das ganze Jahr saftiges Grün 😉 

Es ist wichtig, dass dein Pferd von Anfang an lernt, auf dein Signal zu warten und mit dem Kopf nicht einfach nach unten zu zerren.

Sei hier vom ersten Mal an wirklich sehr genau konsequent, sonst hast du schnell ein Pferd, dass dich von einem zum nächsten Grasbüschel zieht. 

Einen Vorteil hast du natürlich, wenn eure Basis und euer Vertrauensverhältnis durch viele tolle gemeinsame Erlebnisse schon gefestigt ist – dann wird dein Pferd hoffentlich mittlerweile wissen, dass man dich nicht durch die Gegend ziehen oder schubsen darf.

Falls es das doch tut, korrigiere bitte jeden Schritt, ja bei „Härtefällen“ sogar die kleinste Gewichtsverlagerung und gehe – wenn nötig – dabei einen Schritt zurück z.B. auf den Platz oder in die Reithalle, wo das saftige Gras nicht den Geduldsfaden deines Pferdes zusätzlich auf die Probe stellt.

Konsequenz ist hier wirklich der Schlüssel!

Deshalb möchte ich noch einmal betonen, dass Konsequenz nichts, aber auch nichts mit Härte zu tun hat.

Unser Ziel ist es immer „so viel wie nötig einzuwirken, aber so wenig wie möglich“ – und das ohne emotional zu werden oder unserem Pferd die Schuld für irgendetwas zu geben. 

Wir fassen uns immer an die eigene Nase und überlegen, was wir an uns oder unserem Trainingsaufbau ändern können, damit sich das Verhalten unseres Pferdes ändert – denn dieser Ansatz führt immer zum Ziel!

Natürlich etablierst du so nicht nur ein Kommando um mit dem Grasen zu starten.

Du braucht auch ein Signal, wann dein Pferd wieder mit dem Grasen aufhört.

Das kann einerseits zum Beispiel dein Abbruchsignal (bei mir das „Schhhh“) sein oder du trainierst ein neues Stimm- und Körpersignal, das du nur zum weiter gehen nach dem Grasen verwendest.

Das kann zum Beispiel „Und weiter!“ sein – das Wort ist dabei ja wie immer egal.

Es sollte nur ein gleichbleibendes Stimmsignal sein, das du mit eindeutiger Körpersprache unterstreichst.

Viele Pferde beißen sich nämlich sogar „im Gras fest“ – und ein Zupfen am Seil wird gekonnt ignoriert.

Deshalb wollen wir uns von Anfang an im besten Fall nicht festziehen. Ein echtes Kräftemessen mit unseren Pferden werden wir schließlich immer verlieren. Es kommt vielmehr auf die Technik an 😉 

Wenn du dich an die Bodenarbeit erinnerst, erinnerst du dich sicher, dass dein Pferd „wie ein Brett“ funktioniert:

Kommt die Vorhand zu dir, geht die Hinterhand von dir weg und geht die Vorhand von dir weg, kommt die Hinterhand zu dir. 

Um das Grasen nun zu beenden kannst du also die Hinterhand von dir weg schicken und die zu dir kommende Vorhand nutzen um direkt „Gas zu geben“ und los zu gehen.

Es kann sein, dass du dein Pferd zu Beginn – bis es dein Stimmkommando verstanden hat – auch mal mit der Gerte anticken musst. Saftiges Gras ist gerade in der ersten Zeit nämlich ein unheimlich starker Motivator!

Im heutigen Video erkläre ich nochmal, was du tun kannst, wenn du so einen „Härtefall“ Zuhause hast, der dich fast völlig ignoriert.

Es hilft übrigens, wenn du euer „Respektsverhältnis“ zuerst im geschützen Rahmen (also auf dem Reitplatz oder in der Reithalle) im Griff hast, bevor du den Schwierigkeitsgrad auf saftigem Gras erhöhst. Du musst es euch schließlich nicht schwerer machen als nötig 😉 

 

Freunde fürs Leben!

Für eure Beziehung ist das gemeinsame Grasen am Strick jedenfalls ein echter Gewinn!

Denn dieses Modell kennt dein Pferd (hoffentlich) aus seinem Alltag:

Mit den Kumpels gemeinsam auf die Wiese gehen und die Seele baumeln lassen. Wenn zwei Pferde sich dabei wirklich gut verstehen, sieht man sie oft Seite an Seite, Kopf an Kopf grasen – denn das verbindet und stärkt die Freundschaft.

Für dein Pferd ist gemeinsames Grasen mit dir also echte „Qualitytime“, die ihr zusammen verbringt.

Entspannung, loslassen – einfach mal gemeinsam sein, statt etwas zu fordern.

Das kann für eure Beziehung und euer gegenseitiges Vertrauen unheimlich wertvoll sein und deinem Pferd direkt einen Grund mehr liefern, warum es Spaß macht, sich auf deine Ideen einzulassen.

Schließlich bringst du es zum saftigen Grün 😉 Das kann für viele Pferde wirklich motivierend sein!

Auch wenn dein Pferd z.B. ungern oder nur voller Angst den Hof verlässt, können ein paar wenige Meter zum Grasen außerhalb (bitte bevor es in völlige Panik verfällt) ein positiver Verstärker sein, der gleichzeitig auch noch beruhigt.

Denn wenn ein Pferd kaut, kann es kaum aufgeregt sein – denn sein Körper signalisiert ihm durch die Kaubewegung, dass alles in Ordnung ist, da man sich auf die Futteraufnahme konzentrieren kann.

Du kannst das Grasen also auch ganz gezielt für dich nutzen – je nachdem was für Baustellen du und dein Pferd haben.

Grasen ist eigentlich immer ein positiver Verstärker, den du ganz gezielt einsetzen kannst. Bei verfressenen Pferden natürlich besser als bei Pferden, die sich nicht allzu viel aus Futter machen 😉

In diesem Sinne viel Spaß beim Genießen der ersten Sonnenstrahlen – auch wenn es vielleicht gerade nur kurz ist.

Alles Liebe,

Deine Kenzie

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