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Wie verhältst Du dich bei Deinem sensiblen & schwierigen Pferd

Kennst du Menschen in deinem Umfeld, die schwierige Pferde haben?

Oder hast du vielleicht selbst ein Pferd, das als „unreitbar“ gilt – nicht weil es Schmerzen hat, sondern weil man als Mensch scheinbar nicht zu ihm durchdringt?

Fakt ist: Die wenigsten dieser Pferde sind tatsächlich schwierig – sie sind meistens vor allem zu schlau und sensibel. 

Nur sehr wenige Pferde sind wirklich aktiv aggressiv gegenüber dem Menschen.

Das solche Pferde in professionelle Hände gehören versteht sich von selbst.

Dein eigenes Wohl sollte immer an erster Stelle stehen!

Nicht zu Lasten deines Pferdes, vielmehr zu deinem eigenen Schutz.

Heute möchte ich dir jedenfalls ein paar Tipps geben, wie du dich selbst verändern kannst, um bei Pferden im Allgemeinen, aber auch bei den sensiblen Kandidaten wirklich etwas zu verändern.

Respekt ist zweigleisig!

Noch viel zu oft sehe ich Menschen, die über ihre Pferde mal eben schnell unter Zeitdruck drüber putzen, bevor der Sattel direkt aufs Pferd gelegt und wirklich fest gegurtet wird.

Und dann gehts auch schon rauf aufs Pferd zum „Aufwärmen“. Das bedeutet meistens Schritt am langen Zügel – mit dem Handy am Ohr oder der Zigarette in der Hand.

Versteh mich nicht falsch:

Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, während der ersten Runden „gedanklich abzuschalten“ und sich auf etwas anderes als dein Pferd zu konzentrieren – wenn du denn das passende Pferd dafür hast.

Doch es steht uns nicht zu, uns Aufmerksamkeit von unseren Pferden zu wünschen, wenn wir ihnen selbst keine Aufmerksamkeit schenken.

Die Zeit im Stall ist doch eine schöne Auszeit für dich.

Also kann ich nur empfehlen, diese Auszeit ganz bewusst zu nutzen.

Ein Hoch auf die Ställe, die im Funkloch liegen – allen anderen empfehle ich ihr Handy, wenn möglich, auf stumm zu schalten.

Lass dich nicht ablenken von dem was zwischen dir und deinem Pferd passiert! Und nutze diese Zeit um mal ganz bei dir selbst anzukommen.

Der respektvolle Umgang beginnt dabei nämlich schon mit der Begrüßung deines Pferdes!

Stell dir kurz vor, dein Pferd steht auf dem Paddock oder der Koppel.

Wie gehst du auf es zu?

Schnurstracks, um ihm zu zeigen, dass du weißt, was du willst? Das kann in vielen Fällen kein Problem sein. Denn Pferde sind eigentlich sehr nett. Und lernen recht schnell, was wir von ihnen möchten, selbst wenn wir für sie widersprüchlich mit unserer Körpersprache kommunizieren. 

Doch sensible Pferde können die „unpferdische“ Körpersprache oft nicht ignorieren.

Vor allem, wenn wir ihnen das Gefühl geben, ihnen keine Sicherheit bieten zu können, etwas weil wir unsicher sind oder gar Angst vor unseren Pferden haben.

Natürlich sind sich unsere Pferde sehr wohl darüber bewusst, dass wir keine Pferde sind und das auch nie sein werden. Doch sie schätzen es, wenn wir mit ihnen möglichst verständlich umgehen. Schließlich ist die „Sprachbarriere“ auch so noch groß genug ? 

Für die Begrüßung bedeutet das, dass du eben nicht dein Pferd „anstarrst“ und geradewegs auf es zuläufst.

Benimm dich lieber wie ein höfliches Herdenmitglied und gehe in einem leichten Bogen in Richtung seiner Schulter.

Vor allem bei Pferden, die ab und an dazu neigen vor dem Menschen wegzulaufen, kann diese kleine Veränderung eine große Wirkung haben!

Den Weg zum Putzplatz begleitet dich dein Pferd anschließend in schöner „Comfort Position“ neben dir.

Es schubst oder drängelt nicht und lässt sich auch nicht hinter dir her schleifen. Und wenn doch, nimmst du dir einfach die Zeit, um ruhig, aber bestimmt zu “korrigieren“. 

Übrigens meine ich mit „Korrektur“ niemals Härte oder Strenge.

Denn wenn du die leisen Töne deines Pferdes wahrnimmst, kommt es überhaupt nie so weit, dass du dich damit zur Wehr setzen müsstest, etwa weil dich dein Pferd sonst umrennt.

Rennt dich dein Pferd doch um, hast du in nahezu 100% der Fälle die vielen Anzeichen im Vorfeld übersehen.

Doch bist du aufmerksam, nimmst diese wahr, und erklärst deinem Pferd noch einmal ganz in Ruhe, was du von ihm möchtest, wird es gar nicht erst soweit kommen.

Achte deshalb gut auf jedes feine Signal und bestehe immer auf die von dir aufgestellten Regeln (z.B. beim Führen nicht in deinen Bereich drängeln).

Es gibt für dein Pferd kaum etwas unverständlicheres, als die Dehnbarkeit deiner Regeln (indem du eben nicht direkt korrigierst), sondern erst dann, wenn die 5. „imaginäre“ Grenze für dich überschritten ist, emotional eingreifst.

Ruhe und Aufmerksamkeit sind hier wie immer der Schlüssel!

Wir sind nun am Putzplatz angekommen.

Weißt du denn, an welcher Stelle dein Pferd am liebsten gebürstet wird? Und schenkst du ihm dort gern mal eine „extra Krauleinheit“?

Pferde spüren die kleinste Fliege auf ihrem Fell – sie nehmen also auch jeden deiner Bürstenstriche sehr genau wahr.

Nutze auch diese tägliche Chance, eine tiefere Verbindung zu deinem Pferd aufzubauen – denn auch in der Herde stärkt Körperkontakt die Beziehung.

Dein Ziel sollte es sein, deinem Pferd absolut alles so angenehm wie möglich zu machen.

Das bezieht sich beispielsweise auch auf das Gurten.

Zu oft höre ich: „Da kann man direkt fest gurten, das stört die / den nicht.“

Doch nur weil das Pferd keinen sichtbaren Gurtzwang hat oder mit Schnappen seinen Unmut äußert, hat es keine „härtere“ Behandlung verdient oder?

Denn höfliche Pferde verdienen mindestens genauso höfliche Menschen ? Also gurte bitte jedes Pferd mit Bedacht – sie werden es dir danken!

Kommunikation – am Boden oder unter dem Sattel?

Dass eure Kommunikation niemals aufhört, solange ihr Zeit miteinander verbringt, versteht sich wahrscheinlich von selbst.

Doch meiner Meinung nach hilft es ungemein, wenn ihr ein grundlegendes Verständnis füreinander aufgebaut habt, bevor du in den Sattel steigst.

Gib deinem Pferd die Chance, so viel Vertrauen in dich zu entwickeln, dass es dir auch vertraut, wenn es dich nicht mehr neben sich am Boden sieht. Wenn du nicht mehr „voraus gehst“, sondern nur noch „da“ bist.

Vor allem als schwierig oder unreitbar geltende Pferde haben mit „Altlasten“ und Traumata zu kämpfen.

Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht, die nicht einfach durch „Wegstellen“ oder ähnliches wieder „gelöscht“ werden.

Viele unserer Pferde haben einfach eine Vergangenheit und diese Seiten werden keine unbeschriebenen Blätter mehr. Hier heißt es mit viel Zeit und Feingefühl „altes“ mit positiven Erfahrungen zu „überschreiben“- und das ist viel schwerer als einfach mit einem unbeschriebenen Blatt neu anzufangen.

Diese Pferde können dennoch wunderbare Lehrmeister für uns sein.

Sie zeigen uns in jeder Sekunde, wann wir nicht klar kommunizieren oder unser Timing nicht passt.

Denk immer daran: Kein Pferd wird „böse“ geboren. Pferde wollen uns eigentlich immer gefallen. Es liegt an uns, diese Motivation zu finden oder wieder zu erwecken – denn in erster Linie reagiert das Pferd nur auf uns und das, was wir ihm über unseren Körper, unsere Ausstrahlung, unser Timing, Lob oder Stimme mitteilen. 

In diesem Video erkläre ich dir nochmal im Detail, wie du dein Pferd loben kannst.

Denn neben gutem Timing ist vor allem das Lob, unsere ehrliche Freude und unser Lächeln die schönste Anerkennung für unser Pferd. Es ist schließlich unabdingbar, um ihm zu zeigen, was wir uns von ihm wünschen – und es motiviert!

 

Versuche am besten einfach immer, deinem Pferd den Respekt und die Aufmerksamkeit zu schenken, die du dir auch von ihm wünschst.

Respekt ist eben keine Einbahnstraße, sondern muss von beiden Seiten kommen. Unsere Pferde schenken uns jeden Tag so viel! Und das sollten wir unbedingt immer wieder zu schätzen wissen. Und sie entsprechend behandeln ♥ 

In diesem Sinne viel Spaß beim achtsamen Umgang mit deinem Pferd!

Alles Liebe,

Deine Kenzie

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