So baust du eine Trainingseinheit sinnvoll auf

Eine Trainingseinheit sinnvoll aufzubauen, stellt viele Pferdemenschen vor eine Herausforderung.

Deshalb möchte ich dir heute zeigen, wie du dein Training sinnvoll aufbauen kannst, wie lange du trainieren solltest und wie viele neue Übungen dein Pferd in einer Einheit lernen kann.

Ich unterteile mein Training gedanklich immer in 3 Phasen:

Die Aufwärmphase, das tatsächliche Training und das “Cool Down”.

Die Aufwärmphase nutze ich in der Regel, um mein Pferd und mich in den gewünschten “Arbeitsmodus” zu versetzen.

Je nachdem, was wir vorhaben, können die 10-15 Minuten, die Muskeln, Gelenke usw. mindestens brauchen um geschmeidig zu arbeiten für ganz unterschiedliche Basisarbeit verwendet werden.

Die Führübung eignet sich z.B. perfekt für den Einstieg, ganz egal ob auf dem Platz, in der Halle oder im Gelände. 

Auch kleine Tricks regen die Konzentration an, allerdings dürfen sie in der Aufwärmphase nur geistig anspruchsvoll sein, auf gar keinen Fall körperlich!

Kompliment, spanischer Schritt und ähnliches mit einem unaufgewärmten Pferd können schnell zu Verletzungen führen!

Anschließend geht es ans “richtige Training”.

Je nachdem was du für diese Einheit geplant hast, ist es wichtig neue Übungen mit bereits gut verinnerlichten Übungen zu mischen und nicht an zu vielen Stellen gleichzeitig neu loszulegen.

Es ist tatsächlich effektiver, wirklich neue Übungen ganz gezielt einzeln zu starten, um dein Pferd mit den neuen Hilfen nicht zu verwirren.

Es wäre sogar äußerst kontraproduktiv, ähnliche Hilfen bei zwei völlig unterschiedlichen neuen Übungen zu nutzen – mit dem Ergebnis, dass dein Pferd zum Ende der Einheit vermutlich keine der beiden Übungen verstanden hat. 

Das bedeutet, dass du nur mit EINER neuen Übung starten solltest, bei der du zum Beispiel mit der Gerte das Vorderbein antippst – auch wenn du für den spanischen Schritt einen Punkt höher am Bein touchierst als beim Spagat.

Damit machst du es deinem Pferd nur unnötig schwerer. 

Du kannst aber, vor allem wenn du nur wenige Minuten an einer neuen Übung arbeitest und dich mit kleinen Schritten in die richtige Richtung zufrieden gibst auch eine zweite Übung dazu nehmen – nach einer entsprechenden Pause und bereits bekannten Übungen versteht sich.

Die zweite Übung sollte nur nichts mit den Vorderbeinen zu tun haben, du könntest aber das Hinterhand weichen oder das auf dich zu kommen gut ebenfalls üben.

Das Pferd als Richtungsweiser

Wenn du gelernt hast, die Körpersprache und Mimik deines Pferdes zu lesen, wird dein Pferd das beste Barometer dafür sein, wann es “zu viel” ist oder wann du dein Pferd überforderst.

Die Konzentrationsfähigkeit eines Pferdes ist nämlich in der Regel nicht sehr lange und wird von uns eher überschätzt.

Abhängig vom Alter, der Persönlichkeit, dem Trainingszustand und deinen Fähigkeiten als Trainer, Wünsche klar und deutlich und vor allem für das Pferd verständlich zu äußern, wird dein Pferd sich nur ein paar Minuten oder auch darüber hinaus konzentrieren können.

Du solltest deshalb grundsätzlich während deines Trainings immer wieder Pausen einbauen in denen dein Pferd abschalten, das gelernte verarbeiten und sich aufs Neue sammeln kann – dann wirst du mit deinem Pferd nicht nur ein besseres und erfolgreicheres Training haben, sondern vor allem eine tiefere und engere Beziehung. 

Doch wie sieht die perfekte Pause aus?

Vielen Pferden hilft es, wenn sie nach einer anstrengenden Übung einfach am langen Strick oder Zügel im Schritt neben dir her dackeln dürfen.

Andere verarbeiten das Gelernte eher, wenn sie wirklich ruhig neben dir stehen dürfen.

Wieder andere Pferde klinken sich lieber komplett aus, um eine echte Pause zu bekommen, indem sie etwas Abstand zwischen euch bringen oder sich wirklich mit anderen Dingen beschäftigen, wie z.B. den Pferden auf dem angrenzenden Paddock.

Es gibt jedoch auch viele Pferde, die in einer bekannten Übung, die sie gerne ausführen, gedanklich Ruhe und Bestätigung und dadurch neue Motivation tanken und einfach happy sind, wenn sie ihre Lieblingsübung zeigen dürfen.

Die Entscheidung welche Variante für dich und dein Pferd in welchem Moment am besten passt, kann ich dir leider nicht abnehmen.

Denn du kennst dein Pferd am besten und kannst am ehesten einschätzen, wo es sich am besten entspannen kann. 

Ein überfordertes Pferd erkennen

Das wichtigste ist auch dabei, dein Pferd ganz aufmerksam zu beobachten.

Vor allem die Mimik deines Pferdes verändert sich, wenn es gestresst oder überfordert ist. Oft beginnt es damit, dass dein Pferd seine Lippen zusammen presst und sich die Oberlippe über die Unterlippe schiebt.

Die Nüstern werden oft länglich und schmal, um die Augen herum entstehen Falten. Oft ist es dennoch mehr ein Gefühl, dabei zwischen Konzentration und Überforderung unterscheiden zu können – du darfst und sollst also gern zu jeder Zeit auf deine Intuition und dein Bauchgefühl hören!

Weniger ist mehr

Grundsätzlich sind kurze und knackige Trainingseinheiten immer deutlich erfolgsversprechender als lange Einheiten, die sich über mehr als eine Stunde hin ziehen.

Dann hat dein Pferd nämlich kaum Zeit all die Eindrücke zu verarbeiten und beim nächsten Mal wieder dort anfangen zu können. 

Wenn es sich irgendwie realisieren lässt, ist es sogar am effektivsten das Training in mehrere kurze Einheiten über den Tag zu verteilen, denn so können wir die Konzentrationsspanne unserer Pferde optimal nutzen!

Da das meistens aber im Alltag nicht umsetzbar ist, möchte ich dir auf jeden Fall mit auf den Weg geben, dass es meistens deutlich weniger Training braucht um Erfolge zu erzielen, als du dir vermutlich vorstellst 😉

Selbst wenn du nur 2x die Woche ein bisschen an deinen Zirkustricks feilst, wirst du nach einem halben Jahr bereits eine große Palette an Tricks haben!

Wenige Minuten reichen dafür aus.

Was tun wenn eine Übung gar nicht klappt?

Hast du dich mit deinem Pferd bei einer Übung “fest gefahren”, kann ich dir nur empfehlen die Übung irgendwie positiv abzuschließen.

Sie einfach abzubrechen kann zwar manchmal auch helfen, doch das Gefühl mit dem dein Pferd aufhört, ist das Gefühl mit dem es beim nächsten Mal wieder anfängt.

Schiebe deshalb allen Frust, alle Enttäuschung, alle negativen Emotionen beiseite falls sich welche angestaut haben sollten, und versuche deinem Pferd in kleinsten Schritten zu zeigen, was du von ihm möchtest – und gib dich mit dem kleinsten Schritt deines Pferdes in die richtige Richtung zufrieden!

Oft stecken wir nämlich nur deshalb in einer Übung fest, weil unsere “Hilfe” – denn genau das soll unser Signal für das Pferd sein, eine Hilfestellung! – unserem Pferd nicht hilft herauszufinden, was wir uns von ihm wünschen.

Oft geben wir uns auch mit Kleinigkeiten nicht zufrieden und verpassen die Chance, unserem Pferd mit einem Lob für eine minimale Gewichtsverlagerung oder ähnlichem zu zeigen, dass es auf dem richtigen Weg ist.

Du kannst dir dein Pferd bei einer neuen Übung wie ein Kind beim Topfschlagen vorstellen:

Es muss mit verbundenen Augen herausfinden, was die richtige Richtung ist indem es verschiedene Richtungen ausprobiert – und wenn du ihm keinen Hinweis gibst, dreht es sich nur weiter im Kreis.

Ich hoffe, dass ich dir durch diesen Beitrag dabei helfen konnte, dein Training vielleicht etwas gezielter aufzubauen und vor allem dein Pferd besser zu verstehen!

Unsere Pferde geben sich nämlich wirklich Mühe uns zu verstehen und zu gefallen – das sollten wir nicht nur bemerken, sondern auch entsprechend anerkennen!

Dazu gehört für mich eben auch, dass Training so zu gestalten, dass mein Pferd sehr leicht Dinge richtig machen kann – weil ich ihm mit meinen Signalen wirklich helfen möchte zu verstehen.

Ich wünsche dir ganz viel Spaß dabei, dein Training unter diesen Aspekten nochmal zu analysieren und die neu gewonnenen Inspiration umsetzen 😉

Alles Liebe,

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

DIE ERSTE FÜHRÜBUNG

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