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Worauf musst Du achten, wenn Du mit Deinem älteren Pferd trainierst

Wir haben uns schon über so viele Trainingsmöglichkeiten und „Baustellen“ mit unseren Pferden unterhalten.

Doch einen Aspekt haben wir bisher etwas vernachlässigt. Es geht um ältere Pferde!

Denn der Respekt, den wir den Pferden entgegen bringen, sollte nicht beim Tanzbereich, der Dominanz, der Motivation usw. enden, sondern sich vor allem um eines kümmern:

Dass es unseren Pferden mit uns gut geht – langfristig!

…und das am besten bis ins hohe Alter! Ich finde es nämlich erschreckend, wenn man der ein oder anderen Studie glauben will.

Laut dieser Studie werden unsere Pferde in Deutschland im Schnitt nur 8 Jahre alt. Da ein Pferd erst mit 7 Jahren wirklich ausgewachsen ist, finde ich das eine sehr traurige Bilanz.

Umso wichtiger ist es mir daher, heute mit Euch darüber zu sprechen, wie ihr Euer Pferd nicht nur psychisch sondern auch körperlich fit halten könnt.

Doch ab wann gilt ein Pferd eigentlich als alt?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Natürlich sieht man meist ab 20 Jahren die ersten weißen Härchen im Gesicht. Doch gehören Pferde ab 20 damit automatisch zum alten Eisen? Natürlich nicht!

Viele Pferde sind in diesem Alter immer noch absolut fit und leistungsfähig – viele wollen sogar noch beschäftigt werden und können sich mit „einem Leben als Rentner“ nur sehr schwer anfreunden.

Vielen Pferden, die kontinuierlich trainiert werden, sieht man darüber hinaus ihr Alter auch kaum an. Sie strotzen immer noch vor Muskeln und sind feuriger wie so mancher 3-Jähriger – pauschalisieren lässt sich hier also nichts.

Doch wenn die ersten Wehwehchen kommen oder die letzte Krankheitsphase dafür gesorgt hat, dass das Pferd immer mehr abgebaut hat, heißt das trotzdem nicht zwangsläufig direkt ein Arbeitsaus.

Denn auch die Freiheitsdressur eignet sich für ältere Pferde – es gilt lediglich ein paar Dinge zu beachten. Und dann könnt ihr trotz dem ein oder anderen Zipperlein noch genauso viel Spaß haben wie zu Euren besten Zeiten ?

Worauf muss ich nun achten?

Das wichtigste, was Du bei älteren Pferden (noch) mehr brauchst als bei jüngeren ist Geduld!

Denn Du solltest von Anfang an, deutlich mehr Zeit ins Aufwärmen investieren.

Ältere Pferde brauchen nämlich länger, bis ihre Muskeln, Sehnen und Bänder und ihre „Gelenkschmiere“ warm und locker werden und gut funktionieren.

Nimmst Du Dir hier zu wenig Zeit, sind Sehnenprobleme fast vorprogrammiert und Du wirst Dir viel schwerer tun, weil Dein Pferd in der Arbeit noch viel zu steif ist.

Richtig Aufwärmen

Das Aufwärmen kannst Du dabei ganz vielfältig gestalten. Am besten bleibst Du dafür natürlich im Schritt. Doch selbstverständlich kannst Du hier auch etwas kreativ werden!

Abgesehen davon, dass Du Deine Aufwärmphase auch gern mit einer kleinen Runde im Gelände verbinden kannst, kannst Du Dein Pferd nach einigen Runden übertreten lassen und nach und nach Seitengänge oder das Schulterherein hinzu nehmen.

Auch Paraden zum Halten oder ein paar Tritte rückwärts kannst Du immer wieder einbauen. Die Aufwärmphase ist auch eine gute Gelegenheit um schon einmal Kontakt zum Pferdemaul aufzunehmen und eine angenehme Verbindung herzustellen.

Natürlich kannst Du aber auch am Boden starten!

Es ist sogar gar nicht verkehrt, wenn Du Dein Pferd erst ein paar Runden „zu Fuß“ aufwärmst und es von unten daran erinnerst, den Rücken entspannt aufzuwölben.

Ob Du dabei einen Kappzaum oder ein Knotenhalfter verwendest ist grundsätzlich egal, Du solltest allerdings auf eine gymnastizierende und korrekte Haltung achten.

Vergiss auch nicht, Dein Pferd fleißig zu halten – denn die Aufwärmphase ist jeden Tag aufs neue Dein Fundament für die weitere Arbeit.

Je nachdem wie Dein Pferd gehalten wird, kann diese Phase übrigens gut 20-30 Minuten dauern – vor allem wenn es wirklich „kalt“ aus der Box kommt.

Freiarbeit für „Oldies“

In der Freiarbeit gilt es grundsätzlich eigentlich nur darauf zu achten, dass Dein Pferd keine allzu engen Wendungen mehr geht. Ein extrem kleiner Zirkel um Dich herum auf dem Du Dich nicht bewegst macht hier also keinen Sinn.

Tu Deinem Pferd lieber einen Gefallen und laufe großzügig mit, denn dann tut sich Dein Pferd viel leichter!

Abgesehen davon, ist auch das Abgrenzen für Rentner nicht mehr wirklich geeignet. Denn wenn mir mein Pferd in der Freiarbeit davon läuft, schicke ich es auf kurzen Distanzen ja immer wieder von links nach rechts indem ich seinen Weg nach vorne im Roundpen blockiere bis es sich mir wieder zuwendet.

Bei älteren Pferden solltest Du versuchen, dass dieser Fall wenn möglich einfach nicht mehr eintritt.

Das kann bedeuten, dass Du die Lektionen länger am Halfter trainierst bis sie wirklich sicher sitzen.

Du kannst aber auch alle Übungen etwas ruhiger und mit weniger Energie von Deiner Seite versuchen, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Dein Pferd ausbricht.

Solange es bei Dir einfach angenehm ist und nicht zu anstrengend wird, gibt es ja für das Pferd eigentlich keinen Grund zu flüchten ? Läuft Dein Pferd doch mal davon, solltest Du trotzdem – in Maßen! – versuchen konsequent zu sein und Deinem Pferd das Weglaufen „unangenehm“ zu machen.

Vorausgesetzt Du wünschst Dir, dass Dein Pferd in Zukunft nicht mehr wegläuft. Ansonsten kannst Du natürlich auch etwas Nachsicht haben. Doch pass auf: Aus kleinen Zugeständnissen werden oft schneller als man denkt große Kompromisse!

Es lohnt sich, Dein Pferd einfach mal auf der Koppel zu beobachten, um heraus zu finden, was es noch leisten kann. Bockt und springt es beispielsweise dort regelmäßig wie ein Jungspund umher, musst Du weniger Rücksicht nehmen als bei einem Pferd, das auch mit seinen Kumpels eher ruhiger und verhalten über die Weide läuft.

Grenzen –  wo anfangen, wo aufhören?

Wenn Du Dein Pferd nun in seiner Herde beobachtet hast, kannst Du je nach Typ grundsätzlich ganz individuelle Schlüsse für das Training mit Deinem Pferd ziehen.

Denn jeder Körper funktioniert anders und jedes Pferd altert in seinem ganz eigenen Tempo.

Grundsätzlich kann man aber sagen, dass Du ein älteres Pferd nicht mehr mit zu viel Galopp belasten solltest.

Auch versammelnde Lektionen wie die Piaffe, der Schulhalt oder das Steigen belasten Dein Pferd stärker als früher. Lockere Übungen und eine entspannte Trainingsatmosphäre helfen hier ungemein.

Die beste Lösung ist trotzdem: Hör auf Dein Bauchgefühl und beobachte Dein Pferd ganz genau – es wird Dir zeigen, was noch geht und was nicht.

Muskulatur wieder aufbauen?

Steht Dein älteres Pferd aktuell muskulär – aus welchen Gründen auch immer – nicht allzu gut da, ist das jedenfalls noch lange kein Grund Dein Pferd direkt in Rente zu schicken.

Denn auch Ü20 kann Dein Pferd wieder Muskulatur aufbauen, wenngleich es unter Umständen etwas länger dauern kann.

In meinem Video gebe ich Dir ein paar Tipps, welche Übungen ich für den Muskelaufbau gut empfehlen kann. Zudem reden wir über eine Stute, die auf allen 4 Beinen starke Arthrose hat und ich erkläre noch einmal, worauf es dabei ankommt.

 

Grundsätzlich gilt: Vermeide enge Wendungen und arbeite vermehrt auf großen Bögen. Je enger der Zirkel umso anstrengender ist es für Dein Pferd!

Übergänge vom Trab in den Schritt und umgekehrt erhöhen jedoch nicht nur die Durchlässigkeit, sondern sind auch harte Arbeit für die Muskulatur.

Auch Stangen oder Körperbänder können dabei helfen, wieder ordentlich Muckis aufzubauen.

Oldie but Goldie!

Ich kann für mich jedenfalls nur sagen, dass mich ältere Pferde faszinieren. Durch ihre Lebenserfahrung strahlen sie eine Ruhe und oft auch eine Weisheit aus, die mich immer wieder in ihren Bann zieht.

James, mein älterer Spanier, der immer noch für Ostwind am Filmset steht, ist mittlerweile jedenfalls schon ziemlich grau. Und doch – oder gerade deshalb – ist er mein verlässlichster Partner, der ganz genau weiß worauf es ankommt und was ich mir von ihm wünsche.

Ich kann auch Dir nur raten, Dir die Zeit für Deinen Oldie zu nehmen, die er braucht. Ältere Pferde sind oft noch viel bessere Lehrmeister – sie haben schließlich noch mehr Übung darin, Menschen zu lesen ?

Bring einfach etwas mehr Geduld mit. Das lohnt sich – nicht nur für Dein Pferd sondern auch für die Entwicklung Deiner Persönlichkeit. Dann wirst Du hoffentlich noch lange Spaß an Deinem Senior haben!

Alles Liebe,

Deine Kenzie

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