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Willst Du wissen, wie Dein Pferd in schwierigen Situationen zu Dir kommt

Wäre es nicht schön, wenn Dein Pferd zuverlässig jedes Mal zu Dir kommen würde?

Sogar in schwierigen Situationen, wo es mit der Aufmerksamkeit eigentlich ganz woanders ist? Sozusagen wie im Schlaf?

Die gute Nachricht: Das geht!

Die schlechte: Es erfordert viel Training und braucht etwas Fingerspitzengefühl.

Doch heute will ich Dir erklären, wie Du die ersten Schritte auf diesem Weg machst – und in wie vielen brenzligen Situationen mir diese Reflexpunkte schon wirklich geholfen haben!

Ich habe bei meinen Pferden nämlich 2 Reflexpunkte installiert – einen zum Herkommen in der Freiarbeit und einen als „Notstop“ beim Reiten.

Und bei beiden Reflexpunkten hat sich jede Sekunde Training mittlerweile mehr als ausgezahlt!

Willkommen am Set von Ostwind 1!

Wir waren zum Beispiel beim Dreh von Ostwind mit dabei.

Vielleicht erinnerst Du Dich an die Szene, wo Mika und Ostwind zum Schluss des ersten Teils über das Feld galoppieren – freihändig & mit ordentlich Pfeffer?

Das „Gas“ in dieser Szene war jedenfalls nicht das Problem. Denn im Film selbst sieht das Ganze ja dann später etwas anders aus als in der Realität.

Gefilmt wurde ich in dieser Szene nämlich von drei Kameras: Einmal auf einem Range Rover, der neben mir gefahren ist, einer Kamera auf einem Schwenkarm, die immer mal wieder direkt vor uns war und einer großen Drohne, die über bzw. hinter uns war. Und vor allem der Helikopter der Drohne war für mein Pferd sehr eindrucksvoll.

Damit ich nicht bis nach Spanien zurück galoppiere, hatte ich mit den Kameraleuten vereinbart, dass sie kurz vor dem Ende des Felds mit all ihrer Technik abdrehen.

Du solltest den Reflexpunkt nämlich nicht benutzen, solange Dein Pferd noch in blinder Panik flüchtet.

Du solltest vielmehr auf den richtigen Moment warten, wenn Dein Pferd kurz wieder etwas zu sich kommt – und „ansprechbar“ ist.

Du musst Dir die Situation also folgendermaßen vorstellen: Am Startpunkt haben zwei Helfer mein Pferd links und rechts festgehalten. Dann ist direkt die Drohne hinter mir los und gestartet.

Mein Pferd wurde natürlich direkt nervös – und auf „Bitte“ durfte es im wahrsten Sinne des Wortes vor dem „Ungeheuer“ davor galoppieren.

Sobald ich dann gehört habe, dass die Drohne abdreht und der schlimmste Panikwelle vorbei war, mein Pferd sozusagen endlich wieder geatmet hat, habe ich meinen Reflexpunkt am Gurt benutzt.

So konnte ich ihn abrupt stoppen, schnell absteigen und am Halsring festhalten. Das war wirklich Gold wert!

Wie Du Deinem Pferd beibringst reflexartig zu reagieren…

Jetzt möchte ich dir gerne erklären, wie Du bei Deinem Pferd den Reflexpunkt am Boden etablieren kannst.

Bevor Du mit Deinem Pferd das Training am Reflexpunkt startest, solltest Du ihm bereits beigebracht haben, von Dir rückwärts weg zu treten und auf Kommando wieder zu Dir herzukommen.

Mit der richtigen Körpersprache verstehen das die meisten Pferde sehr schnell!

Das Wegschicken

Um Dein Pferd wegzuschicken machst Du Dich einfach groß, hebst die Gerte nach oben und bewegst sie – je nachdem wie deutlich der Impuls für Dein Pferd sein muss bevor es reagiert – von links nach rechts.

Oft hilft es auch, wenn Du Dein Gewicht in Richtung Pferd verlagerst oder zu Beginn sogar einen Schritt auf Dein Pferd zugeht.

Du kannst auch das Seil etwas in Schwingung versetzen – schlage es Deinem Pferd aber bitte nicht „um die Ohren“… weicht es nun zurück, verhältst Du Dich sofort wieder passiv um Dein Pferd für die richtige Reaktion zu loben.

Die Distanz kannst Du mit der Zeit dann natürlich immer weiter vergrößern!

Das Herholen

Möchtest Du Dein Pferd nun wieder zu Dir her holen, senkst Du die Gerte, machst Dich klein und gehst ein paar Schritte rückwärts.

Am Anfang kannst Du auch durch zupfende Impuls am Seil unterstützen, aber die meisten Pferd haben dieses Prinzip wirklich schnell verstanden.

Die “Installation” des Reflexpunktes

Um nun den Reflexpunkt darauf aufbauend zu installieren, touchiere ich mein Pferd relativ weit vorne an der Schulter.

Achte darauf, dass Du diesen Punkt nicht schon mit einem anderen Signal (z.B. für den spanischen Schritt) belegt hast.

Du kannst auch einen Punkt an der Brust nehmen (wenn dieser nicht das Signal zum Rückwärtsgehen ist!). Wichtig ist nur, dass der Punkt wirklich „vorne“ am Pferd ist und Du ihn mit Deiner Gerte bzw. Peitsche gut erreichen kannst.

Nun touchierst Du diesen Punkt und machst Dich klein – belohne Dein Pferd sofort, wenn es trotz des „störenden Touchierens“ zu Dir kommt!

Manche Pferde – je nachdem welche Erfahrungen sie mit der Gerte machen durften / mussten – brauchen etwas, um zu verstehen, dass sie „in die Gerte“ hineinlaufen sollen.

Bleib also geduldig und halte den Impuls mit der Gerte lediglich konstant. Fange niemals an, Dein Pferd mit „festeren Impulsen“ zu Dir zu „schlagen“ – das wird nicht funktionieren. Es ist für viele Pferde wirklich ungewohnt, bei dieser Übung nicht vor der Gerte zu weichen, hab also Geduld!

Eine Frage der Zeit: Konsequenz & Geduld

Im Endeffekt übst Du diesen Impuls verbunden mit einem Stimmsignal (bei mir ist es ein langgezogenes Küsschen) nun wirklich konsequent immer und immer wieder – bis Dein Pferd dieses Kommando im Schlaf beherrscht.

Lass Dein Pferd dabei auch immer wieder entspannt warten: Das fördert nicht nur die Geduld Deines Pferdes und erhöht sozusagen die „Frustrationstoleranz“ sondern hilft ihm auch beim Verarbeiten der Übung.

Über kurz oder lang wirst Du sehen, dass dieses „Kommando“ Deinem Pferd wirklich in Fleisch und Blut übergeht. So kannst Du nun in Zukunft, wenn Du Dein Pferd frei arbeitest, und irgend etwas kommt, was es gleich erschrecken könnte (z.B. ein Traktor, freilaufende Hunde, etc.), Dein Pferd zuverlässig zu Dir holen um es schnell am Halfter / Halsring zu sichern.

Auch wenn es schon dabei ist, in Panik zu verfallen und Du diesen einen Moment davor erwischst, kommt Dein Pferd mit der Zeit reflexartig zu Dir – und Du kannst es in jeder Situation schnell sichern.

Der Reflexpunkt als “Einbahnstraße”

Achte aber unbedingt darauf, dass Dein Pferd auf keinen Fall lernt, dass es dieses Kommando ignorieren kann.

Du solltest also auf keinen Fall zu früh „frei“ trainieren, weil Du dabei im Fall der Fälle keinerlei Einwirkung hast, um den Impuls wirklich durchzusetzen.

Ich beginne übrigens jeden Tag mit all meinen Übungen am Knotenhalfter, obwohl meine Pferde dabei ja wirklich viel Routine haben.

So kann ich aber jeden Tag aufs Neue einschätzen, wie mein Pferd heute drauf ist, wie es ihm geht oder ob es erst einmal „Dampf ablassen“ muss um mir wirklich konzentriert zuhören zu können.

Was Dir Dein Pferd jeden Tag schenkt…

Es ist wirklich nicht selbstverständlich, am nächsten Tag mit seinem Pferd dort weiterzumachen, wo man am Tag zuvor aufgehört hat – betrachte alles, was Dein Pferd Dir gibt deshalb immer als Geschenk!

Jetzt aber viel Spaß beim Üben!

Du wirst mit der Zeit sehen, wie „fest diese Verankerung“ von Stimmsignal, Körpersprache und dem Impuls mit der Gerte bei Deinem Pferd sitzt, sodass Du Dein Pferd auch in schwierigen Situationen immer unter Kontrolle hast.

Die Berührung hat nämlich das Potential, Dein Pferd kurz aus seinen „Gedanken“ zu reißen, sodass es eben „wie im Reflex“ auf Dein Signal reagiert bevor es beginnt darüber nachzudenken.

Aber sieh einfach selbst, wie schnell unser kleiner Apache im Video gelernt hat, was ich von ihm möchte.

 

In diesem Sinne dann auch Dir und Deinem Pferd viel Spaß beim Üben!

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

DIE ERSTE FÜHRÜBUNG

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