So baust Du Seitengänge in Euer Pferdetraining ein

Das Vorwärts gehen und Reiten hat man ja eigentlich immer im Kopf.

Ein gutes Grundtempo ist schließlich unabdingbar für gymnastizierende Arbeit – und vorwärts-abwärts total „im Trend“.

Doch um dafür zu sorgen, dass Dein Pferd gut unter den Schwerpunkt tritt und wirklich Last auf die Hinterhand nimmt, ist seitwärts eigentlich viel effektiver als vorwärts. Es richtet sogar gerade!

Deshalb möchte ich mit Dir heute über die Vorteile von Seitengängen reden – und wie Du sie mit Deinem Pferd erarbeiten kannst.

Seitwärts – aber welches?

Es gibt ja viele verschiedene Arten wie das Pferd seitwärts gehen kann. Eine der bekanntesten ist wohl das Schenkelweichen bei dem das Pferd entgegen der Bewegungsrichtung gebogen vorwärts-seitwärts geritten wird.

Das Schulterherein ist eine meiner Lieblingsübungen im gymnastizierenden Training, die ich gerne am Kappzaum zum Lösen meiner Pferde vom Boden aus nutze. Dabei tritt das Pferd mit der Vorhand vom Hufschlag Richtung Hallen- oder Platzmitte. Das Pferd ist passend dazu nach innen gestellt und gebogen und geht „geradeaus“ entlang des Hufschlags weiter.

Dadurch dass das Pferd mit dem inneren Hinterfuß „geradeaus“ weiter läuft, das Pferd aber Richtung Platzmitte gebogen ist, tritt das innere Hinterbein wirklich unter den Schwerpunkt. Das fördert nicht nur die Lastaufnahme auf die Hinterhand sondern dehnt natürlich auch die gesamte Struktur in diesem Bereich.

Weil das Pferd zusätzlich ja auch das äußere Vorderbein vom Körper „weg stellen“ muss, um vom Fleck zu kommen, muss es diese Schulter zwangsweise anheben. Da viele Pferde das gerne vermeiden ist das Schulterherein gleichzeitig auch noch eine gute Übung für mehr Schulterfreiheit und einen freieren, lockereren Schultergürtel. In der Freiarbeit nehme ich es damit aber nicht so genau 😉

Schulterherein: So geht’s

Wie Du mit Deinem Pferd das Schulterherein erarbeiten kannst, zeige ich Dir in diesem Video.

 

Ich empfehle dazu wirklich einen Kappzaum zu verwenden, weil Du damit die Stellung und Biegung Deines Pferdes viel gezielter und genauer beeinflussen kannst. Das Knotenhalfter wirkt durch die Knoten zwar auch sehr fein und punktuell, dadurch dass Du das Seil aber unten eingehakt hast (und nicht wie beim Kappzaum auf der Nase) wirkt Zug am Seil eigentlich in die entgegengesetzte Richtung, nämlich nach außen.

Deinem Pferd wird es also viel leichter fallen, die Übung zu verstehen, wenn Du einen Kappzaum verwendest.

Natürlich solltest Du darauf achten, dass dieser weich auf der Nase aufliegt, zur Nasenform Deines Pferdes passt und gut sitzt. Er darf nirgends drücken oder scheuern – und je nach Ausführung solltest Du daran denken, dass ein Kappzaum schnell sehr „scharf“ wirken kann und Deine Korrekturen deshalb nur sehr fein und gemäßigt sein sollten!

Möchtest Du nun mit dem Schulterherein beginnen, startest Du am besten an der Bande oder an der Reitplatzeinzäunung. Du stellst Dich nach innen und hast am besten noch eine Gerte als verlängerten Arm dabei, mit der Du die Hinterhand an der Band halten kannst, während Du vorne am Kopf stehst.

Beginne nun in normalem bis gemäßigten Schritttempo Kopf und Schulter Deines Pferdes vom Hufschlag weg nach innen zu führen.

Die Herausforderung besteht darin, dass das Pferd dabei schön gebogen ist und nicht nur den Hals nach innen stellt und über die Schulter weg läuft. Auch die Hinterhand kommt gerne mal nach innen, da Pferde als Energiesparer ja gern wenig Aufwand betreiben ? Dein Pferd sollte dabei schön entgegen der Bewegungsrichtung gebogen sein.

Zu Beginn reichen wirklich ein paar schöne, flüssige Schritte und Du darfst Dein Pferd loben. Die Beinkoordination ist für junge Pferde oder Pferde, für die die Seitengänge komplett neu sind, wirklich eine Herausforderung! Achte auf jeden Fall, dass ihr ein flüssiges Tempo beibehaltet und Dein Pferd nicht immer langsamer und langsamer wird.

Und dann?

Habt ihr das Schulterherein sicher erarbeitet könnt ihr direkt mit dem „Kruppe herein“, auch Travers genannt, beginnen.

Diese Übung ist sozusagen ein „umgekehrtes Schulterherein“ bei dem die Vorhand auf dem Hufschlag bleibt und die Kruppe nach innen kommt. Allerdings ist das Pferd bei dieser Übung nun in die Bewegungsrichtung gebogen und nicht wie beim Schulterherein entgegen – was für das Pferd deutlich schwieriger ist.

Wenn Du Dich jetzt fragst, was dann die Unterschiede vom Travers zum Renvers und dem Schulterherein sind, kann ich hier schnell Abhilfe schaffen ? Denn der Unterschied ist vor allem die Biegung in Kombination mit der Bewegungsrichtung (Schulterherein vs. Travers & Renvers)!

Wo das Pferd im Schulterherein entgegen der Bewegungsrichtung gebogen ist, ist es im Travers und Renvers in die Bewegungsrichtung gebogen.

Wenn im Schulterherein auf der linken Hand das Pferd also nach links gebogen ist, während die Schulter den Hufschlag nach innen verlässt, ist im Renvers das Pferd auf der linken Hand nach rechts gebogen.

Da ich selbst mir schwer tue mit diesem theoretischen Beschreibungen kann ich Dir vor dem Training mit Deinem Pferd nur empfehlen, das ganz genau zu durchdenken und vielleicht auch selbst in einer „Trockenübung“ auszuprobieren, wie Dein Pferd aussehen soll. Denn wir wissen ja mittlerweile, wie wichtig innere Bild beim Training sind!

Hast Du also keine Vorstellung davon, wohin die Reise gehen soll, fällt es deinem Pferd umso schwerer zu verstehen, was Du von ihm möchtest.

War’s das jetzt an Seitengängen?

Natürlich nicht ? Es gibt außerdem noch die Traversale und Seitengänge im Galopp. Wie genau sie ausgeführt werden, unterscheidet sich je nach Reitweise – doch ich finde diesen Bereich unheimlich spannend!

Seitengänge sind aus meinem gymnastizierenden Training jedenfalls nicht wegzudenken. Denn so paradox es klingt: Seitengänge richten das Pferd gerade! In der Freiarbeit nehme ich es aber mit Stellung und Biegung nicht ganz so genau, da sich das Pferd hier vor allem gut ausbalancieren und selbst tragen soll.

Seitengänge fördern aber das Untertreten unter den Schwerpunkt und aktivieren die Hinterhand wie kaum eine andere Übung. Auch die Bauchmuskeln Deines Pferdes werden durch Seitengänge super trainiert! Es wird auch gleich noch geschmeidiger in der Hüfte und lockert seinen Rücken – die „Zauberübung“ schlechthin also!

In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Spaß beim Seitwärts reiten ?

Alles Liebe,

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

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