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Wie Du „schlechte Tage“ im Pferdetraining für Euch als Chance nutzen kannst

Wie ist die vergangene Woche mit Deinem Pferd gelaufen? Gab es gute Tage? Aber auch schlechte Tage?

Keine Sorge – auch meine Pferde leisten an manchen Tagen mehr, an anderen weniger. Und das ist völlig normal!

Schließlich haben wir uns ein lebendes und fühlendes Wesen an unsere Seite geholt, das genauso wie wir bessere und schlechtere Tage hat.

Doch auch – eigentlich sogar vor allem! – an schlechten Tagen kann Euer Vertrauen und Eure Beziehung enorm wachsen.

Wie?

Bevor ich Dir erkläre, wie Du auch an „schlechten Tagen“ für mehr Vertrauen & Respekt sorgen kannst, möchte ich mit Dir kurz über Fehler reden.

Denn jeder von uns macht sie – und sie gehören zum Leben einfach dazu. Ich weiß, dass viele Menschen auch im Pferdetraining Angst haben, etwas falsch zu machen.

Sie legen sich ihre Übungen vorher ganz genau im Kopf zurecht – und sind plötzlich überfordert, wenn das Pferd anders reagiert als erwartet. Anders, als es dem eigentlichen Plan entspricht. Das macht unflexibel – und auch ein bisschen unempathisch, da wir die Pferde beinahe etwas in bestimmte Schubladen stecken wollen.

Fehler: Grenze oder Chance im Pferdetraining?

Worauf ich hinaus möchte ist folgendes: Fehler sind nichts schlimmes! Natürlich ist es toll und sinnvoll, wenn Du Dich für Dein Pferd stetig weiter bildest und in allen Bereichen, natürlich auch im gemeinsamen Training, nur das Beste möchtest.

Doch die Angst vor Fehlern hemmt uns, dabei sind gerade diese Fehler unser Potential gemeinsam zu wachsen! Denn wenn Du zulässt (vor allem im Kopf – im Leben und im Pferdetraining läuft sowieso nicht immer alles nach Plan 😉 ), dass Fehler passieren dürfen, kannst Du viel freier und mit mehr Vertrauen agieren.

In meinen Kursen betone ich ja immer wieder, dass man nie davon ausgehen darf, im Pferdetraining immer wieder genau dort anzuknüpfen, wo man aufgehört hat.

Etwas, das an einem Tag gut geklappt hat, muss nicht zwingend auch am nächsten Tag wieder gut funktionieren. Deshalb fange auch ich mein Training jeden Tag erst einmal am Knotenhalfter an.

So kann ich direkt einschätzen, wie mein Pferd heute drauf ist, ob es motiviert oder eher faul, entspannt oder nervös ist – und kann mein Training entsprechend strukturieren.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?

Doch irgendwann kommt in der Freiarbeit der Moment, in dem ich mein Pferd los mache, das Seil ab mache und es frei gebe – in dem Vertrauen, das es bei mir bleibt und weiterhin so motiviert mitarbeitet wie vorher.

Hätte ich dabei jedes Mal Angst, dass es mir davon läuft (Bitte übe das trotzdem nur in einem eingezäunten Bereich!), würde mein Körper sich automatisch anspannen, steif werden und ich könnte nicht mehr so flexibel agieren. Die Folge? Oft läuft das Pferd erst recht weg…

Ein Grund traurig zu sein? Nein! Dein Pferd will Dich niemals ärgern oder Dich provozieren – das ist vermenschlichendes Denken.

Dein Pferd reagiert einfach auf Dich und äußere Einflüsse und ja, manchmal stören diese Einflüsse seine Konzentration oder verunsichern es und es läuft davon. Und auch wenn das nicht das ist, was wir uns wünschen, ist das kein Problem, denn mit der richtigen Strategie lernt Dein Pferd schnell wieder zu Dir her zu kommen.

Damit auch Du in Zukunft weißt, wie Du am besten in so einer Situation reagierst, habe ich Dir heute ein Video von meiner Stute Chispa mitgebracht. Sie geht bei uns auf der Hacienda mit Schülern im Unterricht mit und testet dabei regelmäßig, was sie alles muss und wo sie vielleicht etwas Energie sparen kann 😉 Das probiert sie dann natürlich auch bei mir!

Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück…

Chispa kann nämlich ganz genau unterscheiden, wann ein Seil sie am davonlaufen hindern würde und wann sie frei ist. Habe ich sie am Knotenhalfter versucht sie nie auszuweichen oder davon zu laufen – ich kann dieses Verhalten also am Seil nicht korrigieren.

Das wäre nämlich grundsätzlich der erste Schritt, wenn etwas mit Deinem Pferd nicht funktioniert: Einen Schritt zurück gehen.

Oft hilft es, erst noch einmal die Basis zu festigen, bevor es wieder nach vorne geht – und dieses Vorgehen ist absolut ausreichend!

Wenn es aber nicht hilft, einen Schritt zurück zu gehen, brauchen wir andere Strategien um unserem Pferd unmissverständlich zu erklären, welches Verhalten wir uns von ihm wünschen.

Der Umgang mit Emotionen im Pferdetraining

Doch Achtung, das hat nichts mit Dominanz im geläufigen Sinn zu tun! Aggressionen, Wut oder Enttäuschung sind im Pferdetraining nämlich IMMER absolut nicht hilfreich. Ich weiß, wie schwer das manchmal sein kann.

Aber: Dein Pferd möchte Dich mit seinem Verhalten nicht provozieren.

Es möchte – sofern es sich nicht erschreckt hat oder einfach abgelenkt war – meistens einfach testen, ob es sich noch auf Dich als „Leittier“ verlassen kann – und ob Du wirklich weißt was Du willst.

Von diesem Standpunkt aus betrachtet kann Eure Beziehung also enorm von solchen Herausforderunge profitieren!

Denn Du hast jetzt die Chance Deinem Pferd zu zeigen, dass Du ihm Sicherheit gibst, ganz genau weißt, was Du willst und alles im Griff hast.

Jetzt hängt also alles davon ab, wie Du Dich in dieser Situation verhältst.

Das Wichtigste: Du musst Deine Emotionen kontrollieren.

Denk immer daran: Ein gutes Leittier wird nicht wütend, aggressiv oder ist gar enttäuscht, wenn ein anderes Pferd ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkt. Es kennt seinen Platz, ist selbstbewusst und – um es etwas vermenschlichend auszudrücken – weiß um seine Qualitäten.

Du solltest nun also unbedingt versuchen, Dich genau so zu fühlen. Halte Dir ganz bewusst vor Augen, dass jede Herausforderung eine Chance für Dich ist, noch ein besserer „Chef“ zu werden und mehr Vertrauen und Respekt in die Beziehung zu Deinem Pferd zu bringen.

Wie Du Deine Führungsqualitäten unter Beweis stellst

Was Du also tun musst, wenn Dein Pferd Dir davon läuft, zeige ich Dir in meinem Video mit Chispa. Denn sie ist das beste Beispiel dafür, wie es aussehen kann, wenn Dein Pferd Dich testet. Chispa weiß ganz genau, was sie tun soll, denn sie ist sehr erfahren in Sachen Freiheitsdressur – und trotzdem testet sie mich ab und an.

Indem ich ihr nun zeige, dass ich – auch wenn sie wegläuft – immernoch Richtung und Geschwindigkeit bestimmen kann, festigt das meine Position.

Das Entscheidende noch vorab: Nimm jede Kopfdrehung oder Zuwendung Deines Pferdes in Deine Richtung an und lade es immer wieder ein zu Dir zu kommen!

Auch wenn das manchmal viel Geduld erfordert, lohnt es sich doch Deinem Pferd das „richtige Verhalten“ viel angenehmer zu machen, als das „falsche“ Weglaufen. Aber nun sieh Dir am besten direkt in Bewegung an, wie ich auf Chispas „Test“ reagiere und was meine Ruhe und Klarheit in ihr auslöst.

 

Mein Versprechen an Dich!

Ich kann Dir auf jeden Fall versprechen: Wenn Du negative Emotionen außen vor lässt, werden solche „Testphasen“ immer kürzer, bis sie irgendwann völlig ausbleiben.

Sie sind Deine Chance, um Deinen Standpunkt klar zu machen und Deine Führungsqualitäten unter Beweis zu stellen!

Hab also keine Angst vor Fehlern. Versuch einfach auf Dein Bauchgefühl und Deine Intuition zu hören – die sind im Pferdetraining meistens Deine besten Berater.

Natürlich solltest Du Dich grundsätzlich darum bemühen, keine Fehler zu machen, aber denk einfach nicht zu viel darüber nach. Fehler passieren und bieten immer auch eine Chance!

Und mit diesem Mindset wirst Du sehen, dass Euer gemeinsames Training, das gemeinsame Spiel mit Deinem Pferd, gleich viel mehr Spaß macht!

Wenn Du anfängst, mehr zu fühlen und weniger zu denken, werden Du und Dein Pferd sehr schnell zu mehr Leichtigkeit und Vertrauen kommen – also glaub an Dich und hab einfach Spaß mit Deinem Pferd, auch wenn nicht immer alles nach Plan läuft 😉

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

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