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Warum Dein Pferd jedes Mal seine Angst beim Verladen überwinden muss

Ja, wer kennt es nicht?

Auch wenn Du eher selten auf Turnierplätzen unterwegs bist – ich glaube, jeder von uns hat schon einmal Pferde gesehen, die sich nicht verladen lassen. Und zu welchen Mitteln dabei im Zweifelsfall gegriffen wird.

Andere Pferdebesitzer finden sich einfach damit ab, dass ihr Pferd sich nicht verladen lässt. Das Problem: Was tun, wenn das Pferd sich verletzt und in die Klinik muss?

Auch wenn am Ende jeder selbst entscheiden muss, wie wichtig ihm das Thema ist – und der möglichst stressfreie Umgang damit für sein Pferd! – so möchte ich heute hier doch einfach mal darauf eingehen, warum Pferde überhaupt Angst vor dem Verladen haben.

Und was Du dagegen tun kannst.

Wenn Du stattdessen zu den Glücklichen gehörst, denen das Verladen mit ihrem Pferd keinerlei Probleme macht, so erfährst Du hier, warum Du Dich darüber wirklich freuen kannst – und wie viel Vertrauen Dein Pferd in die Menschen und vor allem wahrscheinlich in Dich hat, wenn es „einfach“ in den Hänger steigt

Evolution – Warum Hänger fahren für Dein Pferd gar keinen Sinn macht!

Wenn wir uns zurückerinnern, welche Entwicklung unser Pferd in den letzten tausenden von Jahren durchgemacht hat, so stellen wir immer noch fest:

Unser Pferd ist ein Fluchttier, das sich ab einem bestimmten Zeitpunkt eher in offenen Flächen wie Steppen aufgehalten hat.

Das Pferd ist es also „gewöhnt“ den Überblick zu behalten, um Fressfeinde möglichst frühzeitig erkennen und flüchten zu können. Das Einsteigen in einen Hänger ist demnach – wenn wir auf dieser Basis weiter denken – für ein Pferd absolut unlogisch.

Denn so ein Hänger ist eng, man kann nicht in die Ferne schauen.

Außerdem ist das Pferd nach dem Einsteigen fast „bewegungsunfähig“ und flüchten kann es auch nicht mehr.

Viele Hänger sind dann in ihrem Inneren noch sehr dunkel. Und wenn man erstmal drin steht, fängt der Untergrund auch noch an zu wackeln und zu scheppern und das Pferd muss sich voll und ganz darauf konzentrieren diese Bewegungen auszugleichen und vorausahnen zu können, wann die nächste Kurve kommt.

Unter diesen Aspekten ist der erste Schritt von erfolgreichem Verladetraining also wie so oft in meiner Arbeit mit Pferden: Verständnis.

Es ist einfach nicht „normal“ für ein Pferd in einen Hänger zu steigen – und wenn es das doch tut, haben wir allen Grund zur Freude. Denn „freiwillig“ bzw. „von alleine“ würde es das vermutlich nicht tun.

Versteht mich nicht falsch: Ich zwinge meine Pferde nicht in den Anhänger oder auf den LKW. Ich bereite sie lediglich bestmöglich darauf vor, denn dann sind sie in der Lage meinem Wunsch „Einzusteigen“ immer entspannter nachzukommen.

Die Gewohnheit tut dabei natürlich ihr übriges, denn meine Pferde sind relativ viel unterwegs – egal ob zu diversen Shows, Filmsets oder um mich während meiner Reisezeit in Deutschland begleiten zu können.

Doch beginnen wir von vorn und analysieren erst einmal, was wir tun können um unsere Pferde auf diesen Job vorzubereiten, BEVOR wir den Hänger überhaupt aus der Garage holen!

Schritt für Schritt an den Anhänger

Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, wie Du Dein Pferd überhaupt zum Anhänger bringst? Ich weiß, es ist ist oft selbstverständlich, dass man sein Pferd von der Koppel zum Putzplatz in die Reithalle und zurück bringen kann. Schließlich ist das etwas Alltägliches, das wird oft nicht weiter beachten.

Doch genau dieses alltägliche Führen ist unsere Basis, die sogar in meinen Kursen ab und an, gerne mal vernachlässigt wird.

Das Führen sieht einfach so „unspektakulär“ aus. Und doch steckt genau darin eine Menge „Kommunkationsarbeit“, die für Dich und Dein Pferd die Grundlage für alles weitere ist – egal ob es anschließend um Freiheitsdressur oder das Reiten geht.

Das Fundament: Dein Tanzbereich

Deshalb ist es mir wichtig, dass ich mir mit all meinen Pferden – und jedem Trainingspferd – hier erstmal ein festes Fundament schaffe, dessen Regeln klar sind und von meinem Pferd respektiert werden.

Dazu gehört zuerst einmal, dass mein Pferd und ich seinen Tanzbereich haben. Und diese „Individualzone“ darf wie bei anderen Herdenmitgliedern nicht einfach betreten werden.

Für Pferde ist diese Regel absolut logisch und sie sind sehr dankbar, wenn auch Du darauf achtest, ob sie sich gerade Deine Nähe wünschen oder nicht. Im Umkehrschluss heißt das, dass auch Du den Raum um Dich herum mindestens auf Armlänge für Dich beanspruchen kannst.

Es kann eine Weile dauern, bis Dein Pferd verstanden hat, dass es diese Regel in Zukunft IMMER zu akzeptieren gilt – egal wo, egal wann, egal wie.

Pferde sind hier extrem sensibel und je nach Charakter testen sie beispielsweise gerne an, ob sie nicht vielleicht doch beim Spaziergang mit der Schulter drängeln können. Das passiert in erster Instanz meistens völlig ohne Berührung – aufmerksam sein lohnt sich hier!

Denn wenn Du diese leise Anfrage Deines Pferdes konsequent beantwortest, wird es bald nicht mehr vorkommen, dass Dein Pferd Dich schubst oder in Gefahrensituationen umrennt.

Pferde sind als Herdentiere nämlich „darauf gepolt“ zu wissen, wo sich die anderen Herdenmitglieder befinden – selbst bei der panischsten Flucht!

Schließlich hätte es verheerende Folgen, wenn sich die Pferde regelmäßig gegenseitig umrennen würden. Und der Säbelzahntiger hätte leichtes Spiel.

Bestehe also darauf, dass Dein Pferd Deinen Tanzbereich respektiert, indem Du es ruhig, aber bestimmt immer wieder von Dir weg schickst – egal in welcher Situation.

Es gibt nur eine einzige Ausnahme: Wenn Du Dein Pferd zu Dir einlädst, z.B. um es zu belohnen oder zu streicheln.

Doch dazu gleich mehr. Denn hier geht es nun schon um Deine körpersprachlichen Signale, die von Deinem Pferd vor dem Verladen wirklich gut verstanden werden sollten.

In meinem kleinen Video zeige ich Dir, worauf es dabei ankommt.

Und wie Du dafür sorgst, dass Dein Pferd immer eine bestimmte Position an Deiner Seite einhält. Denn Dein Pferd sollte sich mit dem Hals immer neben Dir auf Schulterhöhe befinden: So hat es Dich nicht mit einem Satz überholt und kann Dich beim Ausschlagen treffen und Du hast sein Gesicht, die Augen und Ohren jederzeit im Blick um zu erkennen, was in Deinem Pferd vorgeht.

 

Nun soll Dein Pferd lernen, dass es diese Position in jeder Situation und Geschwindigkeit beibehält – egal ob Du geradeaus, im Zirkel oder rückwärts gehst. Umso mehr Du hier variierst, umso aufmerksamer hälst Du Dein Pferd!

Und erst wenn Dein Pferd diese sichere Basis verinnerlicht hat, kannst Du zum nächsten Schritt übergehen!

Wie Du es nun wirklich am Hänger weitergeht und welche Möglichkeiten Du hast, erkläre ich dir das nächste Mal.

Denke bis dahin immer daran: Im Pferdetraining geht es in kleinen Schritten voran. Und es ist viel effizienter, wenn Du nur langsam voran kommst, anstatt in Riesenschritten und dafür mit großen Rückschritten. Alles braucht seine Zeit und jedes Pferd ist unterschiedlich!

Vergleiche Dein Pferd deshalb nicht mit anderen, sondern nimm Deine individuellen Stärken und Schwächen an – und lerne damit zu arbeiten.

Denn ich bin davon überzeugt, dass jeder eigentlich immer das Pferd bekommt, das er gerade braucht Wie immer gilt zwar auch hier, dass Ausnahmen die Regel bestätigen, aber gute Arbeit an der Basis lohnt sich immer! Denn dann werden Euch auch die schwierigeren Aufgaben viel leichter fallen.

In diesem Sinne viel Spaß beim Training!

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

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