So klappt das versammelte Arbeiten an der Hand
Zurück zu den Basics der Freiarbeit heißt es heute.
Gerade wenn man mit seinen Pferden auf Shows und/oder Messen unterwegs ist und die Trainingsmöglichkeiten begrenzt sind, oder auch im Winter, wenn die Außenplätze in den Ställen nur eingeschränkt nutzbar sind, steht man als Pferdebesitzer immer wieder vor der Herausforderung, sein Pferd unter beengten Bedingungen trainieren zu müssen.
Da kann ich euch das versammelte Arbeiten an der Hand ans Herz legen.
Möchtest du nun mit dieser Übung starten, beginnst du am besten an der Bande oder an der Reitplatzeinzäunung. Du brauchst nicht viel Platz. Du stellst dich nach innen und hast am besten eine Gerte als verlängerten Arm dabei, mit der du die Hinterhand an der Bande halten kannst, während du vorne am Kopf stehst.
Jetzt touchierst du mit der Gerte ein bisschen die Hinterhand, um dafür zu sorgen, dass dein Pferd gut unter den Schwerpunkt tritt und die Last wirklich auf die Hinterhand nimmt.
Achte darauf, dass dein Pferd gut auf deine Körpersprache und deine Bewegungen reagiert – dass es auf dich achtet. Diese Kommunikation kann sehr subtil stattfinden, es sind vielleicht nur Blicke, Geräusche oder Bewegungen. Bei mir ist das schon automatisch, ohne darüber nachzudenken, dass da über die Energien einiges gemacht wird, sodass ich, je nachdem, mit was für einer Energie mir das Pferd entgegenkommt, zurückkomme und antworte. So gibt es dann einen Austausch, der sehr filigran und feinfühlig stattfindet.
Und natürlich spielt auch meine Spaghetti-Fels-Theorie eine Rolle: Du musst deinem Pferd in jedem Moment Sicherheit geben. Du musst dir vorstellen, dass du der Fels für dein Pferd bist: Felsen kann man nicht schieben oder drücken, sie sind einfach da, wo sie sind: Du bist da, wo du bist und dein Pferd respektiert deinen Tanzbereich.
Ein weiterer Tipp für die versammelte Arbeit an der Hand: Lass dein Pferd auf dein Signal warten.
Apropos Signal – es ist wichtig, dass dein Pferd am Anfang des Trainings lernt, deine verschiedenen Signale zu verstehen, und das braucht viel Übung. Vor allem aber ist es sinnvoll, dass du dir vorher genau überlegst, welches Signal du für welche Übung / Bewegung einsetzen willst. Du solltest auch vermeiden, dass sich die verschiedenen Signale zu sehr ähneln, da sie dann von deinem Pferd leicht verwechselt werden können.
Meine Signale sind daher fast immer eine Kombination aus einem körpersprachlichen Signal und einem Stimmkommando – ich versuche es meinen Pferden so einfach wie möglich zu machen.
Ziel ist es dann, dass das Pferd irgendwann nur noch auf das Stimmsignal (oder Berühren des Reflexpunktes, Handzeichen, etc.) das gewünschte Verhalten, wie hier das Stehenbleiben, zeigt.
Man muss dem Pferd aber auch Zeit geben zu reagieren bzw. das Signal so vorbereiten, dass das Pferd auf die Lektion vorbereitet ist.
Unsere Aufgabe ist es, unserem Pferd ruhig und entspannt klar zu machen, dass es dieses Verhalten nur zeigen soll, wenn wir es auch wollen. Mit welchen Signalen du das machst, ist übrigens fast egal.
Wenn du und dein Pferd euch versteht, ist es letztlich egal, welche Hilfen du gibst – schließlich soll dein Signal für dein Pferd vor allem eines sein: Hilfe.
Beim versammelten Arbeiten geht es um ein Spiel – es geht auf die Hinterhand (achte darauf, dass dein Pferd gut untertritt), dann auf die Vorhand (hier muss der Kopf gesenkt sein), dann wieder auf die Hinterhand und so weiter – dabei werden Aufmerksamkeit, Reaktion, Elastizität, Balance und Respekt geübt.
Auch wenn ich mich mit diesen theoretischen Beschreibungen schwer tue, kann ich dir nur empfehlen, vor dem Training mit deinem Pferd genau darüber nachzudenken und vielleicht auch selbst in einer „Trockenübung“ auszuprobieren, wie dein Pferd aussehen soll.
Hier kannst du nochmal genau zuschauen, wie ich es auf dem SICAB in Sevilla geübt habe.
Viel Spaß beim Trainieren!
Deine Kenzie