So trainierst Du individuell mit Deinem Pferd
In meinen Onlinekursen, Videos, Wochenendseminaren und Blogbeiträgen versuche ich dir immer eine möglichst genaue Anleitung zu geben, wie ich mein Training und die einzelnen Lektionen aufbaue.
Ich versuche dir Schritt für Schritt zu erklären, was du tun musst, um mit deinem Pferd ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen.
Doch „musst“ du es immer genau so machen wie ich?
Eigentlich liegt die Antwort auf der Hand: Natürlich nicht!
Denn jedes Pferd und jeder Mensch sind individuell – und in ihrer Kombination auf ihre ganz eigene Weise besonders. Das bedeutet, dass es Sinn machen kann, euren Weg in einer Übung abzuwandeln.
Denn die „Knöpfe“ mit denen wir uns unseren Pferden verständlich machen sind ja nicht schon von Geburt an „einprogrammiert“.
Wir müssen den Pferden erst erklären, welcher „Knopf“ welche Bedeutung hat – also was wir uns für eine Reaktion von ihm wünschen, wenn wir ihm eine Hilfe geben.
Das gibt uns – theoretisch – die Freiheit unserem Pferd die verrücktesten Verhaltensketten beizubringen!
Wir könnten also auch am linken Ohr ziehen, damit das Pferd das rechte Hinterbein anhebt. Der Schlüssel liegt nur darin, dass das Pferd versteht was wir von ihm möchten und für das gezeigte Verhalten entsprechend belohnt wird. Dann wird es das Verhalten in Zukunft häufiger zeigen. Klassische Konditionierung also.
Doch was bedeutet klassische Konditionierung?
Als klassische Konditionierung lernt ein Tier eine bestimmte Reaktion auf einen Reiz / Stimulus. Dieser Reiz (z.B. das Antippen mit der Gerte) ist zu Beginn noch komplett neutral und hat keine Bedeutung für das Tier.
Indem es aber eine belohnt wird (indem das Tippen mit der Gerte aufhört oder es für das gezeigte Verhalten ein Leckerli bekommt) beginnt das Tier, den Reiz mit der Reaktion zu verknüpfen.
Durch Wiederholungen entsteht irgendwann eine feste Verbindung zwischen dem Reiz und der Reaktion und wir können die Reaktion gezielt abfragen, indem wir den Reiz auslösen.
In unserem Beispiel besteht die Herausforderung eher darin, dass das Pferd irgendwann zufällig das rechte Hinterbein hebt, wenn wir am linken Ohr sind.
Das passiert sicher irgendwann – wir werden nur viiiieeeel Geduld dafür brauchen und ein gutes Timing, um die Bewegung (z.B. schon ein Verlagern des Gewichts vom rechten Hinterbein herunter) punktgenau zu belohnen.
Für das Pferd ist es also vermutlich einfacher, wir tippen das rechte Hinterbein an. Denn wenn das rechte Hinterbein berührt wird, ist die Chance höher (und vermutlich auch schneller), dass das Pferd das jeweilige Bein bewegt, um dem Tippen auszuweichen.
Ein Tippen am Hinterbein macht es also vor allem für das Pferd leichter auf die richtige Antwort zu kommen – denn das ist ja generell die größte Herausforderung im Pferdetraining: Es dem Pferd möglichst einfach und lohnenswert zu machen auf die richtige Antwort zu kommen.
In diesem Video beantworte ich die Fragen, was du tun kannst, wenn du z.B. nicht an „meinen Punkt“ für den Seitengang auf dich zu kommst, weil du zu klein bist. Daran kannst du schließlich schlecht etwas ändern 😉
Ganz egal ob es sich dabei um einen Seitengang handelt oder um etwas anderes: Dein oberstes Ziel sollte es immer sein, es dir und deinem Pferd möglichst leicht zu machen.
Die Signale und Punkte, die ich für meine Hilfengebung verwende, haben sich mit der Zeit entwickelt – und sich durchaus auch nochmal verändert, wenn der Punkt an einer anderen Stelle sich doch als praktischer erwiesen hat.
Pferdetraining ist nie (!) in Stein gemeißelt – schließlich sollte das Training vor allem FÜR das Pferd sein.
Und euch beiden Spaß machen!
Du darfst dabei gerne kreativ werden! Deine eigenen Tricks und Signale „erfinden“ oder dich an meinen Hilfen orientieren.
Für mich gibt es jedenfalls nichts faszinierenderes als in den Kursen Teilnehmer meiner Seminare zu treffen und mit Pferden zu arbeiten, die wie meine eigenen ausgebildet sind.
Denn als Mensch ist man ja doch mehr oder weniger in seinem eigenen Schema „gefangen“, weil man darin Routine und Gewohnheit hat.
Natürlich passe ich mich gern auch an die Hilfen an, die das Pferd kennt. Schließlich soll es mich verstehen können!
Aber fremde Pferde, die auf „meine Hilfen“ wie selbstverständlich reagieren und die ich wie gewohnt trainieren kann, faszinieren mich immer wieder aufs Neue.
Wenn es keine Erklärung, kein separates Training braucht, um meine Hilfen zu konditionieren, dann ist das immer wieder etwas ganz besonderes – und macht unheimlich Spaß!
Macht eine bestimmte Hilfe für dich also keinen Sinn (weil du zu klein bist, dein Pferd an diesem Punkt schon eine andere Reaktion gelernt hat, usw.) dann nimm gern einen anderen „Reiz“ als Auslöser für dein gewünschtes Verhalten. Denn darauf kommt es am Ende nicht an.
Du solltest dir allerdings unbedingt ganz genau merken, für welche Reaktion du welchen Reiz verwendet hast. Denn das soll für dein Pferd natürlich immer gleich bleiben! Sonst kommt es durcheinander und kann nicht verstehen, was du dir von ihm wünschst.
Versuche deshalb jede Hilfe immer möglichst gleich zu geben, sodass es für dein Pferd logisch und nachvollziehbar bleibt.
Unsaubere Hilfengebung führt dazu, dass dein Pferd viel länger braucht um etwas zu verstehen – und sich viel schwerer tut. Im schlimmsten Fall wird es vielleicht sogar unsicher, weil es dich einfach nicht versteht.
Pferde sind unglaublich gut darin auf kleinste Details zu achten. Nonverbale Kommunikation liegt ihnen nämlich viel mehr als uns.
Das bedeutet, dass Pferde auf viel feinere Details achten können als wir.
Denn auch bei Pferden untereinander kommt es auf die vielen feinen Nuancen in ihrer Körpersprache an. Beobachte dich deshalb also immer wieder selbst, damit deine Hilfen möglichst präzise sind. Und auch dein Timing sollte natürlich stimmen 😉
In diesem Sinne ganz viel Spaß beim Üben mit deinem Pferd!
Alles Liebe,
Deine Kenzie