Sommer, Sonne und Hitze? So kann euer Training aussehen
So wie es aussieht ist das spanische Wetter dieses Jahr ja auch in Deutschland angekommen. Zumindest fast ?
Doch das hat natürlich auch Auswirkungen auf unsere Pferde – und deren Motivation. Deshalb möchte ich dir heute erklären, wie ich meine Pferde bei solchen Temperaturen arbeite und wie ich sie trotzdem motiviert halte.
Was man wissen sollte…
Bevor wir uns in die Hitze stürzen, möchte ich einfach nochmal darauf hinweisen, dass Pferde mit hohen Temperaturen anders umgehen als wir Menschen. Zwar können sie im Gegensatz zu Hunden auch über den Körper schwitzen, trotzdem sind sie deutlich anfälliger für einen Hitzschlag als wir selbst.
Viele Pferde neigen außerdem dazu, zu wenig zu trinken. Sei es nun, weil sie keine Lust haben den Selbsttränker zu betätigen oder weil sie keine Begleitung für den Gang zur Tränke finden.
Es ist deshalb immer sinnvoll, seinem Pferd vor und nach der Arbeit Wasser anzubieten. Vielleicht hast du ja sogar schon mal ein Video davon gesehen, wie wir das immer machen?
In der Mitte auf dem großen Hof der Hacienda steht nämlich eine einzelne Palme erhöht auf einem kreisrunden „Brunnen“ – und unsere Pferde lieben diese Tränke! Wir treffen uns alle sozusagen vor und nach dem Training dort – und so manches Pferd stand auch schon mit den Füßen im Wasser ?
Allerdings sollten Pferde nicht direkt zu viel (vor allem kaltes) Wasser trinken, da auch das wieder zu Bauchschmerzen und Kreislaufproblemen führen kann.
Kreislaufprobleme beim Pferd erkennt man übrigens daran, dass das Pferd meist nicht nur stark schwitzt, sondern auch noch schwankt. Auf der Haut im Maul deines Pferdes kannst du über einen „Finger-Druck-Test“ im Zweifelsfall ganz leicht testen, ob sich die Haut schnell wieder „rosa“ färbt oder ob sie zu lange weißlich / gelblich bleibt.
Hast du den Verdacht, dass dein Pferd Kreislaufprobleme hat, solltest du schnell mit ihm in den Schatten gehen und ggf. mit Wasser kühlen. Achte dabei aber darauf, den Kreislauf nicht mit kaltem Wasser zusätzlich zu belasten.
Eine Regel, die ich schon seit meiner Kindheit kenne, besagt, dass man an dem Bein, das am weitesten vom Herzen entfernt ist, mit dem Abspritzen beginnen soll – also hinten rechts.
Jetzt aber los mit dem Training!
Um es dir und deinem Pferd so angenehm wie möglich zu machen, solltest du dein Training am besten in die frühen Morgen- oder Abendstunden legen – denn hier kannst du am ehesten arbeiten wie gewohnt.
Am gefährlichsten ist übrigens schwül-warmes Wetter, weil der Schweiß dabei nicht gut verdunsten kann und so kein wirklich kühlender Effekt eintritt. „Trockene Hitze“ bekommt Pferden im Gegensatz dazu meist viel besser!
Fakt ist: Du solltest dein Training tatsächlich etwas anders aufbauen, wenn es so heiß ist. Schwere Lektionen und lange Intervalle machen bei Hitze einfach keinen Sinn – dir und deinem Pferd zuliebe. Schließlich ist unser Ziel ja in jeder Trainingseinheit, dass auch das Pferd Spaß hat und das nicht nur in der Freiarbeit ?
Ich wärme meine Pferde daher wie gewohnt langsam auf, spare mir die anschließende, lange und versammelnde Galopparbeit aber für kühlere Tage auf. Wenn dein Pferd gesund ist gehen kurze Intervalle immer – doch die Betonung liegt auf kurz.
Das stellt natürlich höhere Anforderungen an dein Timing. Denn du musst schneller und früher den Punkt erkennen an dem dein Pferd gut war – um die Einheit wirklich kurz zu halten und trotzdem gewohnt konsequent zu bleiben.
Beobachte dein Pferd am besten noch genauer als sonst!
So siehst du nicht nur, wann sich die erstbeste Möglichkeit zum Loben bietet, sondern auch wann es ihm zu viel wird.
Im Zweifelsfall solltest du an heißen Tages deshalb auch eher die Lektionen abfragen, die deinem Pferd leicht fallen und ihm Spaß machen – und dich nicht an „Problemen“ festbeißen, die du, um sie positiv anzuschließen, immer und immer wieder wiederholen musst.
An wirklich heißen Tagen lasse ich deshalb schwere Lektionen und versammelnde Arbeit meist weg. Lösende Übungen machen mehr Spaß – und am besten finden meine Pferde Zirkuslektionen für die sie eher den Kopf, aber nicht so sehr den Körper einsetzen müssen ?
Eine gute Übung ist dafür beispielsweise das Apportieren. Meine verspielten Wallache und Hengste lieben es nämlich Dinge ins Maul zu nehmen – und bringen Gerten oder Handschuhe mittlerweile wie ein Hund!
Spaß beim Apportieren
Zu Beginn halte ich die Gerte oder eine Pylone (was auch immer du zum Apportieren nehmen magst und wo dein Pferd gerne rein beißen könnte) in die Nähe des Pferdemauls oder lenke die Aufmerksamkeit auf den Gegenstand. Am einfachsten ist es nun, wenn dein Pferd den Gegenstand direkt mit der Nase untersucht und sogar schon rein beißt – dafür gibt’s dann einen Keks ?
Ich versuche übrigens, das Leckerli eher in den Maulwinkel zu „schieben“ anstatt das Leckerli gegen den Gegenstand zu tauschen, weil dann später das längere Halten besser geübt werden kann und das Pferd nicht in Erwartung eines „Leckerlitauschs“ immer wieder sofort loslässt.
Beißt dein Pferd nicht von Anfang an in den Gegenstand hinein, kannst du es auch für das Berühren des Gegenstands belohnen. In kleinen Schritten kann man diese Berührung dann oft soweit steigern, bis das Pferd doch noch die Zähne benutzt ?
Beißt dein Pferd nun zuverlässig in den Gegenstand hinein, sollte es diesen recht zügig nicht mehr aus deiner Hand sondern vom Boden aus aufnehmen.
Klappt das gut, kannst du ein paar Schritte weg gehen, sodass das Pferd nun zum ersten Mal ein Stück laufen muss, um den Gegenstand zu dir zu bringen. Klappt auch das gut, kannst du beginnen die Strecke immer weiter zu vergrößern oder den Gegenstand tatsächlich zu werfen, aber das muss das Pferd schon mögen ?
In dem heutigen kurzen Video gebe ich übrigens ein kurzes Statement dazu ab, was du tun solltest, wenn dein Pferd gar nicht in den Gegenstand beißt.
Denn am Ende ist es doch – egal ob im Sommer oder Winter, bei Hitze Regen oder Schnee – das Wichtigste, dass beide Spaß beim Training haben. Mensch und Pferd!
In diesem Sinne viel Spaß beim Schwitzen ?
Alles Liebe,
Deine Kenzie